Es war ein Schock für die Volleyball-Bundesliga der Herren.
Wieso ein Topteam sich auflöst
Nach dem bereits feststehenden Aus für den TV Rottenburg und dem Lizenzentzug für die insolventen HEITEC Volleys Eltmann kündigten am Mittwoch die HYPO TIROL AlpenVolleys Haching an, für die kommende Saison keine Lizenz mehr beantragen zu wollen.
Hauptursache für das Aus ist dabei aber nicht die Coronakrise. Das Virus hat die Entscheidung von Geschäftsführer und Förderer Hannes Kronthaler jedoch beeinflusst.
"Aufgrund der Auswirkungen der Coronakrise ist es mir leichter gefallen, weil es nicht mehr viel zu überlegen gab. Wäre die Coronakrise nicht gewesen, hätte ich schon sehr mit mir gerungen", verriet der 54-Jährige im SPORT1-Podcast "Volleytalk".
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Kronthaler: "Mir ist das Risiko zu hoch"
"Ich kann nicht einschätzen, wie es mit dem Sport im Allgemeinen weitergeht. Wenn ich die Lage analysiere, dann glaube ich, dass man zuerst den Fußballern hilft, in Österreich dann den Skifahrern. Irgendwann würde man sich auch um den Volleyball kümmern. Ich bin im Verein ein Einzelkämpfer, mir ist das Risiko zu hoch."
Doch auch unabhängig von der weltweiten Pandemie, am Aus der AlpenVolleys gab es für Kronthaler auch zuvor bereits wenig Zweifel. "Zu 40 Prozent hätten wir nächste Saison ohne Corona noch weitergespielt", verrät der Geschäftsführer.
Dass das Ende seines Klubs also bereits zu 60 Prozent feststand, lag für Kronthaler vor allem daran, dass es dem Klub nicht gelungen ist, das "Berlin des Südens" zu werden.
AlpenVolleys fehlen Sponsoren und Zuschauer
"Wir haben in der vergangenen Saison alle deutschen Teams besiegt, dennoch ist kein einziger Sponsor mehr dazu gekommen. Auch die Anzahl der Zuschauer hat sich nicht gesteigert. Da stellt man sich die Frage, was man denn noch alles tun soll", äußert sich der 54-Jährige enttäuscht, dass es trotz sportlichen Erfolgs wirtschaftlich nicht klappen wollte.
"Wenn man das Geld nicht hat, dann kann man auch von anderen Zielen nicht träumen. Natürlich würde es mich reizen, weiterzumachen. Aber ich bin nicht geboren, um um den sechsten oder siebten Platz zu spielen. Das ist nicht mein Anspruch", betont der Förderer.
Trotz dessen, dass das Projekt HYPO TIROL AlpenVolleys Haching nun zu Ende geht, blickt der Unternehmer voller Stolz auf das Erreichte zurück. Der erste Meistertitel in Österreich, die Teilnahme an der Champions League, und die Tatsache, dass das Team in der Volleyball-Bundesliga sportlich hervorragend mithalten konnte, bezeichnete er als die "Krönung unserer Karriere".
Nicht ohne jedoch zu erwähnen, dass die Geschichte seines Vereins am Ende unvollendet geblieben sei - trotz zweier Playoff-Halbfinalteilnahmen und einem zuletzt erneut starken vierten Platz zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs.
"Berlin Recycling Volleys werden unschlagbar sein"
Was die Zukunft der VBL angeht, hat er indes eine ganz klare Meinung: Die Berlin Recycling Volleys werden in seinen Augen auf Jahre hinweg unschlagbar sein, höchstens die United Volleys Frankfurt könnten ihnen einen Strich durch die Rechnung machen.
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Für die nähere Zukunft mal Kronthaler jedoch ohnehin ein Schreckensszenario: "Nach der Coronakrise wird der Volleyball wohl eh erst in drei Jahren wieder auf dem Niveau sein, auf dem er zuletzt war."
Die AlpenVolleys werden dann auf jeden Fall nicht mehr mit von der Partie sein.