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Borussia Dortmund: BVB-Coach Thomas Tuchel zeigt Reaktion auf Kritik

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Borussia Dortmund: BVB-Coach Thomas Tuchel zeigt Reaktion auf Kritik

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Wieder da: Tuchel zeigt neue Seiten

Dortmunds Trainer setzt binnen weniger Tage mehrere Ausrufezeichen. Er beweist, dass er den BVB nach wie vor pushen kann - und gewinnbringende Entscheidungen trifft.
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© Getty Images
von Marcel Bohnensteffen

Fußballtrainer denken gerne in Etappen. Am liebsten von Spiel zu Spiel, maximal eine Woche im Voraus.

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Thomas Tuchel fällt es allerdings hin und wieder schwer, sich nur auf die unmittelbar bevorstehenden Aufgaben zu konzentrieren. In der laufenden Spielzeit war der Coach häufig auf Nebenkriegsschauplätzen unterwegs.

Zerrüttetes Verhältnis mit BVB-Chefs? Das sagt Tuchel
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Zerrüttetes Verhältnis mit BVB-Chefs? Das sagt Tuchel

Als der BVB Anfang Oktober in Leverkusen vom Erfolgsweg abkam, zettelte Tuchel eine Foul-Debatte an, die ihm schon bald als Jammer-Vorwurf um die Ohren flog. Der vom Ehrgeiz getriebene Trainer befand seinerzeit alles für schuldig, was nicht Schwarz-Gelb trug: den Gegner, die Schiedsrichter, die Medien. 

Als die Strategie fehlschlug, musste wenig später die eigene Mannschaft als Opfer seiner Verbalattacken herhalten. Nach der Pleite in Frankfurt verpasste Tuchel seiner Elf aus dem Nichts einen gewaltigen Einlauf.

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Das Binnenverhältnis beim BVB wirkte fortan seltsam angespannt, bis in den Februar hinein. In den Medien wurde bereits über einen bevorstehenden Abschied Tuchels spekuliert.

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Nach einer sportlich ereignisreichen Woche muss das Kapitel Tuchel und der BVB womöglich noch einmal umgeschrieben werden.

Der Heimsieg gegen Erzrivale RB Leipzig, eine Schelte gegen die Krawallmacher aus den Reihen der eigenen Fans und der Pokaltriumph gegen Hertha im Elfmeterschießen: Tuchels emotionale Wiederauferstehung der vergangenen Tage darf auch als Fingerzeig für die Zukunft verstanden werden.

Tuchel, der Anpeitscher

Es mag an der emotionalen Brisanz der Partie gelegen haben, aber so extrovertiert wie gegen Leipzig ward Tuchel zuvor nur selten gesehen. 

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Beim Siegtor von Pierre-Emerick Aubameyang stürmte der Trainer wie angestachelt auf den Platz - einen solchen Gefühlsausbruch vor den Fans auf der Haupttribüne kannte man bis dato eigentlich nur von Vorgänger Jürgen Klopp. 

Als dem Gegner in der Nachspielzeit der Ausgleich verwehrt wurde, ließ sich Tuchel zu einer höhnischen Geste Richtung Gästebank hinreißen. Ein Verhalten, das man tadeln kann. Es hat aber auch die Botschaft gesendet: Seht her, hier steht ein Trainer, der mit Herzblut dabei ist und die Interessen seiner Farben vertritt.

Und gleichzeitig höchst erfolgreich ist. Mit 2,1 Punkten pro Spiel hat Tuchel die beste Quote aller Dortmund-Trainer. Unter ihm hat der BVB bis heute kein einziges Heimspiel in der Liga verloren.

Tuchel, der Mann der deutlichen Worte

Nun hatte die Partie gegen Leipzig eine hässliche Begleiterscheinung: die Gewaltexzesse und feindlichen Parolen von Dortmunder Hooligans, die nicht nur zu mehreren Verletzten führten, sondern auch ein abscheuliches Bild auf einige Fans der Südtribüne warfen.

"Ich war selber als Kind oftmals im Bundesliga-Stadion mit meinem Vater. Wir verurteilen das und distanzieren uns komplett von jeglicher Gewalt", positionierte sich Tuchel eindeutig. "Es muss möglich sein, als Familie mit Kindern friedlich ins Stadion zu gehen."

Mit seinem Appell tat Tuchel das, was ein gewissenhafter Vereinsvertreter tun muss: mit Überzeugung für einen fairen Sport eintreten. Gleichzeitig aber baute er den Fans auf der Südtribüne eine Brücke, streckte ihnen den Arm entgegen, um zu demonstrieren: Wir stehen hinter euch, egal was passiert.

Die Gelbe Wand sei "einfach einmalig auf der ganzen Welt", befand Tuchel. "Wir brauchen die Fans und brauchen die Unterstützung. Eine Wand des Hasses habe ich in keinster Weise empfunden unten am Spielfeld. Ich habe sie als sehr emotional empfunden. Als sehr unterstützend."

Tuchel, die Elfer-Glücksfee

Nach dem im Elfmeterschießen verlorenen Pokalfinale gegen den FC Bayern haderte Dortmunds Trainer noch mit der Auswahl seiner Schützen: "Ich ärgere mich, ich habe die Reihenfolge falsch gemacht. Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass Manni (Sven Bender, Anm. d. Red.) und Papa (Sokratis, Anm. d. Red.) schießen."

Sein Fauxpas hat Tuchel seit dem verlorenen Finale von Berlin nicht mehr losgelassen - und so ließ er gegen die Hertha Ousmane Dembele trotz Verletzungsproblemen als ersten Schützen ran, in dem Wissen, dass der 19-jährige Franzose ein formidabler Schütze vom Punkt ist.

Dembele verwandelte sicher - und Tuchels energische Jubelpose ließ erahnen: Wäre das Elfmeterschießen schon zu diesem Zeitpunkt beendet gewesen, die Fans hätten wohl einen zweiten Gefühlsausbruch wie gegen Leipzig erlebt.

Nicht ganz unerheblich war zudem Tuchels Torhüter-Wahl. Entgegen sonstiger Gepflogenheiten hatte er Roman Bürki auch im Pokal den Vorzug gegeben. Nicht etwa Roman Weidenfeller, der in der Runde zuvor gegen Union Berlin zwei Elfer pariert hatte.

Das Ende vom Lied: Bürki blieb bei drei von fünf Berliner Strafstößen der Sieger. Einer seiner ersten Gratulanten war sein Trainer. Zwei Matchwinner lagen sich in den Armen. Irgendwie ein passendes Bild nach einer erfolgreichen Woche.