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Kult-Profi im Interview: "Sehe aktuell keinen positiven Grund, mich mit Podolski zu treffen"

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Kult-Profi im Interview: "Sehe aktuell keinen positiven Grund, mich mit Podolski zu treffen"

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Podolski? “Die Tür ist einen Spalt auf“

Ex-Profi Ansgar Brinkmann spricht im Interview bei SPORT1 über Jürgen Klopp, Lukas Podolski und ein mögliches HSV-Engagement von Steffen Baumgart.
Ex-Profi Ansgar Brinkmann plaudert im Fantalk aus dem Nähkästchen und verrät einige Anekdoten über seinen ehemaligen Mitspieler Jürgen Klopp
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Ansgar Brinkmann ist Kult! Aufgrund seiner fußballerischen Fähigkeiten wurde er zu seiner aktiven Zeit „der weiße Brasilianer“ genannt. Auch außerhalb des Fußballplatzes sorgte er für Schlagzeilen. Der heute 54-Jährige spielte bei Mainz 05 mit Jürgen Klopp zusammen und verhalf Lukas Podolski, zu dem er aktuell nicht das beste Verhältnis hat, einst zu einem lukrativen Deal.

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Im exklusiven SPORT1-Interview spricht Brinkmann über Klopps Rücktritt beim FC Liverpool im Sommer, Podolski und ein mögliches HSV-Engagement von Steffen Baumgart.

Ansgar Brinkmann (M.) mit Lukas Podolski (r.)
Ansgar Brinkmann (M.) mit Lukas Podolski (r.)

SPORT1: Herr Brinkmann, was haben Sie zuletzt gedacht, als Jürgen Klopp seinen Abschied im Sommer beim FC Liverpool ankündigte?

Ansgar Brinkmann: Ich habe gedacht: Was für eine Nachricht von Jürgen Klopp aus Liverpool. Was für ein Interview, die Weltpresse überschlägt sich. Aber was typisch ist für Kloppo: Er denkt wieder einmal zuerst an andere. Liverpool hat jetzt Zeit, sich professionell um einen Nachfolger zu kümmern. Wie in Mainz und Dortmund geht er auch in Liverpool vorne durch die Tür. Was Kloppo dem FC Liverpool, der Stadt und den Menschen bedeutet, ist währungsfrei, das kann man nicht kaufen. Die Währung der Menschen für Kloppo in Liverpool sind Liebe, Respekt und Ruhm auf Lebenszeit.

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SPORT1: Was macht Klopp so einzigartig?

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Brinkmann: Seine Empathie für Menschen, sein Sinn für Gerechtigkeit, seine Authentizität und sein unglaublich stark ausgeprägter Wertekompass. Kloppo ist einfach in der Lage, ein Kollektiv taktisch, technisch und physisch auf das höchste Level zu bringen. Und natürlich kann er Spieler individuell ans Limit bringen. Dass Kloppo eine Mannschaft, einen Verein und wenn es sein muss auch die ganze Stadt emotional anzündet, das habe ich nicht exklusiv, das weiß schon die ganze Welt.

Brinkmann einst Zimmerkollege von Jürgen Klopp

SPORT1: Wie war das damals mit Klopp in Mainz? Sie spielten zwischen 1993 und 1995 beim FSV und waren Zimmerkollegen.

Brinkmann: Es war emotional, lustig und es gab interessante Gespräche - wie das so ist, wenn ein Student auf Hauptschule trifft. (lacht) Rückblickend kann ich sagen: Zeit mit Jürgen Klopp zu teilen, hat mein Leben bereichert.

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SPORT1-Reporter Reinhard Franke (r.) traf sich mit Ansgar Brinkmann zum Exklusiv-Interview
SPORT1-Reporter Reinhard Franke (r.) traf sich mit Ansgar Brinkmann zum Exklusiv-Interview

SPORT1: Wenn Sie auf die gemeinsame Zeit in Mainz zurückblicken: Haben Sie damals schon gedacht, dass aus ihm ein erfolgreicher Trainer werden würde?

Brinkmann: Nein, das habe ich nicht gedacht. Dass Jürgen Klopp als Trainer mit Mainz, Dortmund und Liverpool so einen legendären Weg hinlegt, das ist eine Geschichte, die ihresgleichen sucht.

SPORT1: Gibt es einen besonderen Moment, der zeigt, wie Klopp tickt? Da war mal was Schönes mit Ihrem Podcast, oder?

Brinkmann: Ja, den gibt es. Als ich Kloppo anfragte, in meiner Doku „Der Straßenfußballer“ für ein Interview zur Verfügung zu stehen. Es war in der Corona-Zeit, in der Liverpool hermetisch abgeriegelt war. Wirklich niemand von meinem Doku-Team hat geglaubt, dass wir in Corona Zeiten ein Zeitfenster für ein Interview bekommen, auf dem Trainingsgelände der Reds. Es wäre verständlich und nachvollziehbar gewesen, wenn Jürgen Klopp das Interview abgesagt hätte. Kloppo hat es unter schwierigsten Bedingungen möglich gemacht. Was das für die Doku und für mich persönlich bedeutet hat, ist nicht in Worte zu fassen. Was soll ich sagen, ich liebe diesen Mann einfach.

SPORT1: Warum ist Klopp der Trainer geworden, der er ist? Er hat in Mainz, Dortmund und in Liverpool eine Ära geprägt.

Brinkmann: Sein Charakter, seine Willensstärke, seine Empathie für Menschen haben im Wesentlichen dazu beigetragen, aber natürlich ist das Paket Jürgen Klopp viel umfassender und komplexer.

Klopp zu Bayern? Nationalteam? „Buch noch nicht voll“

SPORT1: Was kann für Klopp noch kommen? Nationaltrainer? FC Bayern?

Brinkmann: Ich habe keine Ahnung, bin mir aber sicher, dass die Mission Fußball für Kloppo noch nicht ganz beendet ist. Das Buch ist noch nicht voll, da könnte noch ein Kapitel kommen.

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SPORT1: Wäre der Job des Bundestrainers passend für Klopp, weil er nicht mehr den ganz großen Stress hätte?

Brinkmann: Als Bundestrainer hätte Kloppo alle zwei Jahre ein Turnier, WM oder EM. Das bedeutet, dass er nicht wie in Liverpool das Tagesgeschäft Fußball abarbeiten müsste. Es bliebe also mehr Zeit für Ulla (Klopps Frau, d. Red.) und die Familie. Dass Kloppo mal Trainer von Deutschland, England, oder sonst einem Land wird, ist vorstellbar.

Baumgart von Klopp „so weit weg wie die Erde vom Jupiter“

SPORT1: Steffen Baumgart ist von seiner Emotionalität Klopp sehr ähnlich, oder? In Liverpool haben alle geweint, als Kloppo seinen Abschied bekannt gab und in Köln haben alle geweint, als Baumgart gehen musste.

Brinkmann: Bei allem Respekt für Steffen Baumgart: Ich mag seine Emotionen im Fußball, aber von Jürgen Klopp ist er so weit weg wie die Erde vom Jupiter. Beim Hamburger SV ist gerade eine Trainerstelle frei geworden, Steffen Baumgart wäre prädestiniert für den HSV. Er könnte die Rothosen in die Beletage des deutschen Fußballs zurückführen.

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SPORT1: Wenn wir über den FC sprechen, dann müssen wir auch über Lukas Podolski sprechen. Immer wieder ist eine Rückkehr von ihm zum FC ein Thema, zuletzt berichtete Podolski im STAHLWERK Doppelpass von Gesprächen. Was sagen Sie dazu? Sie sprachen von einer Schande, wenn es nicht so kommen würde.

Brinkmann: Warum das noch nicht zustande gekommen ist, das müsste man Lukas Podolski und den 1. FC Köln fragen. Ich könnte mir ihn als Markenbotschafter vom FC vorstellen.

SPORT1: Wie bewerten Sie die Karriere Lukas Podolski?

Brinkmann: Er hat 130 Länderspiele, er ist Weltmeister, er hat in top Mannschaften gespielt, er hat in England, Türkei, Japan und in Polen gespielt. Lukas Podolski hatte keinen Plan B. Er hat es von der Straße in den Olymp des deutschen Fußballs geschafft. Viel mehr geht nicht. Respekt.

Wie Podolski nach Japan kam

SPORT1: Sie haben Podolski vor einigen Jahren zu einem seiner besten Deals in seiner Karriere verholfen, ihn nach Japan vermittelt.

Brinkmann: In der Tat habe ich wesentlich dazu beigetragen, dass Lukas Podolski zu Kobe nach Japan wechselte. Ich bin mir sicher, dass es mit Abstand der hochbezahlteste Vertrag in seiner Karriere war und sicherlich auch eine unfassbare Erfahrung, Japan und seine Menschen kennenzulernen.

Ansgar Brinkmann, Lukas Podolski und Ailton (v.l.n.r.) bei einem Benefizspiel 2018
Ansgar Brinkmann, Lukas Podolski und Ailton (v.l.n.r.) bei einem Benefizspiel 2018

SPORT1: Was würden Sie sich für Podolski wünschen? Gibt es mal ein Treffen zwischen Ihnen beiden?

Brinkmann: Ich sehe aktuell keinen positiven Grund, mich mit Lukas Podolski zu treffen. Wenn er mal daran interessiert ist, dass wir uns auf eine Tasse Tee treffen, ist die Tür einen Spalt auf. Was auch kommt, ich wünsche ihm das Beste für sein Leben.

SPORT1: Können sich die Kölner am Ende retten? Der neue Trainer Timo Schulz ist ein anderer Typ als Baumgart.

Brinkmann: Dass der 1. FC Köln sich rettet, dafür fehlt mir sportlich die Fantasie. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass die Geißböcke Drittletzter der Bundesliga werden und sich in der Relegation den Klassenerhalt sichern.