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FC Bayern: Daran muss sich Tuchel auch messen lassen | Kolumne von Stefan Effenberg

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FC Bayern: Daran muss sich Tuchel auch messen lassen | Kolumne von Stefan Effenberg

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Das ist auch die Wahrheit bei Bayern

Stefan Effenberg bezieht Stellung zum Auftritt des FC Bayern im Topduell beim BVB - und zum sarkastischen Auftritt von Coach Thomas Tuchel. Auch zur Leistung des BVB und dem Verhalten von Nico Schlotterbeck hat der SPORT1-Experte eine Meinung.
SPORT1-Experte Stefan Effenberg kann Thomas Tuchels Forderung nach Transfers verstehen und kritisiert die Sommer-Verkäufe des FC Bayern.
Stefan Effenberg
Stefan Effenberg

Liebe Fußball-Freunde,

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dieser 4:0-Statement-Sieg beim Erzrivalen Borussia Dortmund war für mich das beste Spiel des FC Bayern unter Thomas Tuchel als Trainer - und zwar von der ersten bis zur letzten Minute, und das auch in allen Bereichen wie Abwehr, Mittelfeld und Sturm.

So beeindruckend der Sieg war - zugleich war es auch das schlechteste Spiel des BVB unter Edin Terzic. Die Dortmunder waren komplett unterlegen, haben sich nicht gewehrt, sind nicht in die Zweikämpfe gekommen. Es gab sehr viele individuelle Fehler, es lief nichts zusammen.

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Bayern hat mit Leroy Sané, Harry Kane, Jamal Musiala und Kingsley Coman diese vier Offensivspieler, die du ja stellen musst - und das geht nicht Mann gegen Mann. Da musst du sechs Leute aufbieten, zwei dabei zur Absicherung.

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Effenberg: Kritik an BVB und Schlotterbeck

Aber wen hat Dortmund dann überhaupt noch für vorn auf dem Platz? Es hat in der ersten Halbzeit deshalb überhaupt nicht gestimmt, sie sind nur hinterhergelaufen. Dann haben sie ungestellt auf Dreierkette, damit sie im Mittelfeld mehr Zugriff hatten.

Zum ersten Dortmunder Gegentor durch Dayot Upamecano nach einer Ecke: Ich habe ein Problem damit - schon bevor die Ecke reingeflogen ist -, dass Upamecanos Gegenspieler Nico Schlotterbeck nicht zu 100 Prozent da war, um diesen Ball und Upamecano zu verteidigen. Dann lacht er da auch noch.

Da fehlt mir die 100-prozentige Konzentration, das Tor verhindern zu wollen. Das ist dieser Moment, dieser halbe Meter, der dir dann fehlt. Und Upamecano wollte dieser Tor dagegen unbedingt.

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Die Gier muss vom Spieler selber kommen, diese Bereitschaft, dein eigenes Tor zu verteidigen. Es sind auch Tempomängel, weder Marus Wolf noch Mats Hummels kommen beim 0:2 hinterher. Aber auch wie bei Bayern Leon Goretzka den Ball in der Szene vorantreibt und dann Sané findet, das ist schon außergewöhnlich.

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Und dennoch: Wenn du das Spiel vor dir hast wie Niclas Süle vor dem 0:4, darf dir so ein Fehler nicht passieren. Ohne Druck so einen Pass zu spielen, das ist für mich unbegreiflich.

Kane? „Das ist eine außergewöhnliche Qualität“

Aber natürlich kannst du diese Offensive der Bayern in der Bundesliga auch kaum stoppen. Umso mehr ist es für mich unverständlich, dass du diese Jungs im Pokal von Anfang an nicht gespielt haben.

Die Wege, die Kane nach hinten macht nach einem Ballverlust, wie auch er hinten die Räume zumacht - das ist eine Qualität, die Robert Lewandowski nicht hatte. Die Wege nach hinten mitzugehen, war überhaupt nicht Lewandowskis Spiel. Kane macht die Arbeit für Musiala, Coman und Sané - und das ist eine außergewöhnliche Qualität.

Was aber fehlt - und das ist auch die Wahrheit bei Bayern: Wir haben erst Mitte November, und sie haben schon zwei Titel verloren mit dem Super-Cup und dem Aus im DFB-Pokal.

Das ist bitter und daran muss sich Tuchel auch messen lassen.

„Kann nicht der Anspruch der Bayern sein“

Zur Bayern-Saison muss ich allgemein sagen: Jetzt binnen vier Jahren im Pokal immer wieder auszuscheiden, das kann nicht der Anspruch der Bayern sein. Vor allem das Wie - das darf nicht passieren.

Aber in der Champions League dominieren sie zumindest, führen ihre Gruppe an - vor daher würde ich sagen: Es ist zu früh, um zu sagen, wohin ihre Saison geht.

Gleichwohl fehlt die Konstanz: Du haust Darmstadt weg, jetzt auch den BVB. Aber dann hast du wieder so etwas wie im Pokal.

SPORT1-Experte Stefan Effenberg kann Thomas Tuchels Forderung nach Transfers verstehen und kritisiert die Sommer-Verkäufe des FC Bayern.
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Effenberg: „Unverständlich und unverantwortlich“

Was ich angesichts der dünnen Personaldecke nicht verstanden habe, dass du Benjamin Pavard und Josip Stanisic als Innenverteidiger hast gehen lassen - einen meinetwegen, aber nicht beide.

Das ist für mich unverständlich und unverantwortlich. Dass sich die Bayern-Verantwortlichen auch so sehr auf Kane fokussiert und drumherum Dinge vergessen haben - das ist eine Gefahr.

Wichtig ist, dass sie es nun erkennen und das Transferfenster im Winter nutzen, um Qualität dazuzubekommen. Das wird schwierig, aber die Bayern haben das nun erkannt.

„Tuchel hat für mich zu dünnhäutig reagiert“

Was den sarkastischen Auftritt von Coach Thomas Tuchel als Reaktion auf die vorangegangene Experten-Kritik von unter anderem Lothar Matthäus und Dietmar Hamann angeht: Tuchel hat für mich zu dünnhäutig reagiert.

So bekommst du doch die Situation nicht beruhigt. Denn jetzt wird Lothar wiederkommen. Ich verstehe Tuchel ein Stück weit schon - dass es mal raus muss, das ist auch in Ordnung. Aber du darfst ein Gespräch als Trainer nicht abbrechen, als Spieler ist das noch ein bisschen was anderes - da hat er einen Fehler gemacht.

„Ganz klar die Handschrift von Xabi Alonso“

Abschließend noch ein paar Worte zum anhaltenden Höhenflug von Tabellenführer Bayer Leverkusen wie nun auch beim 3:2 gegen die TSG Hoffenheim: Einen Florian Wirtz kannst du im Eins gegen Eins nicht stoppen. Talent kannst du bei ihm schon gar nicht mehr sagen, das ist ein Topspieler.

Auch die Leichtigkeit, mit der er sich durchsetzt - Leverkusen kann froh sein, dass er das Bayer-Trikot trägt. Aber wer weiß, wie lange noch?

Leverkusen hat im Pokal übrigens achtmal rotiert - um das mal mit Bayern zu vergleichen. Das zeigt, dass Leverkusen so harmonisch ist, um dennoch auch in schwierigen Spielen zu bestehen.

Wenn sich einer in Leverkusen richtig weiterentwickelt hat, dann ist es übrigens Jonathan Tah – auch das ist Xabi Alonsos Verdienst. Dazu die perfekte Achse mit Tah, Granit Xhaka, Alejandro Grimaldo und Victor Boniface - das ist alles so stabil und ganz klar die Handschrift von Xabi Alonso.

Bis bald, Euer Stefan Effenberg

Stefan Effenberg hat 2001 mit dem FC Bayern die Champions League gewonnen. Mit den Bayern und Borussia Mönchengladbach wurde er zudem mehrmals Deutscher Meister und Pokalsieger. Seit Sommer 2018 gehört der 55-Jährige zum festen Experten-Team des STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1.