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WM 2022: Lockt Jennifer Mendelewitsch WM-Shootingstar Kudus in die Bundesliga? Ein Porträt der Spielerberaterin
WM-Shootingstar in die Bundesliga?
So schrieb Stephanie Frappart als erste Schiedsrichterin bei einer Männer-WM jüngst Geschichte in Katar, Christina Graf, Christina Rann und Claudia Neumann kommentierten WM-Spiele im TV und in der Beraterbranche hat sich neben Raiola-Nachfolgerin Rafaela Pimenta auch Jennifer Mendelewitsch als eine von wenigen Spielervermittlerinnen einen Namen gemacht.
Und eigentlich sollte das auch kein Thema sein, sondern Normalität. Denn die 39 Jahre alte Französin ist seit fast 20 Jahren als Agentin tätig und hat mit Mohammed Kudus, dem WM-Shootingstar, aktuell ein ganz heißes Eisen im Feuer.
Der ghanaische Nationalspieler von Ajax Amsterdam mischte die Weltmeisterschaft 2022 mit zwei Toren und einer Vorlage auf und spielte sich so in die Notizbücher einiger Top-Klubs. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)
Lockt sie den WM-Shootingstar nun in die Bundesliga? SPORT1 gibt Aufschluss und stellt Jennifer Mendelewitsch näher vor.
Kudus-Beraterin tritt in die Fußstapfen ihres Vaters
Als Tochter von Patrick Mendelewitsch, einem ehemaligen Spielervermittler, hat sie schon immer mit dem Sport zu tun gehabt. „Mein Vater hat mir die Liebe zum Fußball vermittelt, auch wenn ich nicht daran gedacht habe, in diesem Bereich zu arbeiten. Ich sah mich eher als Anwältin“, erklärte die gebürtige Pariserin, die einen Jura-Abschluss vorzuweisen hat, in ihrer Kolumne bei Ouest France.
Auch wenn der Beginn ihrer Beraterin-Laufbahn mit dem Karriereende ihres Vaters zusammenfiel, trat die selbstständige Jennifer Mendelewitsch nicht im eigentlichen Sinne in seine Fußstapfen. „Es war keine Übergabe, wie man sie in manchen Unternehmen sieht. Zwei oder drei Jahre lang musste ich nebenher einen Brotjob haben, um über die Runden zu kommen. Die ersten Jahre sind schwierig im Agentengeschäft, es fallen enorm viele Kosten an“, erklärte die Französin, die 2003 ihre Lizenz gemacht hatte.
Schon früh stieg Mendelewitsch deshalb in den Markt für junge Spieler mit großem Potenzial ein: „Das wurde damals von den anderen Agenten ein bisschen von oben herab betrachtet. Aber das war die Zeit, als die europäischen Vereine anfingen, sich damit zu beschäftigen und immer mehr junge Spieler in ihre Teams zu integrieren.“ (DATEN: Gruppen und Tabellen der WM)
Daraufhin begann sie mit Vereinen wie Manchester City oder Red Bull Salzburg zusammenzuarbeiten. Heute besteht ihr Portfolio bei Supernova Management aus etwa 15 Spielern, darunter Kudus, ihr am höchsten bewertete Spieler auf transfermarkt.de (15 Millionen Euro) - Tendenz stark steigend.
Kudus „der beste Spieler der WM“?
Für SPORT1-WM-Kolumnist Kevin-Prince Boateng keine Frage, denn der 22 Jahre alte Ghanaer war in der Vorrunde zu dem Zeitpunkt für ihn „bisher der Spieler des Turniers. Er ist nicht von dieser Welt. Unfassbar, was er mit dem Ball kann. Bei ihm ist es nur eine Frage der Zeit, bis er von Amsterdam zu einem Weltverein wechselt.“ (KOLUMNE: „Er hat das Zeug zum WM-Helden“ für Deutschland!)
Kein Wunder also, dass die ersten Wechselgerüchte bereits die Runde machen! „Die Leute denken, dass der Transfermarkt im Juni beginnt und am 31. August endet, aber in Wirklichkeit wird bereits nach dem Ende des Winter- auf das Sommer-Transferfenster hingearbeitet. Man weiß bereits, welche Spieler wahrscheinlich gehen werden und welche Bedürfnisse die Vereine haben“, so Mendelewitsch über ihre Arbeitsweise. (NEWS: Alles zum Transfermarkt im SPORT1-Transferticker)
Gleichzeitig betont sie: „Ich versuche, so weit wie möglich vorauszudenken, damit es nicht zu Überstürzungen kommt und die Dossiers gut vorbereitet sind. Natürlich gibt es immer ein gewisses Maß an Zufall, denn es ist das Spiel der dynamischen Stühle, aber ich versuche, bis Mitte Juli 80 Prozent meines Vorhaben abgeschlossen zu haben.“
Und bei Kudus ist gerade sehr viel Dynamik drin. So berichtet unter anderem der Telegraaf, dass der FC Liverpool offenbar großes Interesse am Offensiv-Juwel hat. Dem Bericht nach soll aber auch Stadtrivale FC Everton mitmischen, nachdem sich im vergangenen Sommer ein Deal kurz vor Transferschluss noch zerschlagen hatte.
Top-Klubs jagen Ghanas WM-Shooting-Star
Jürgen Klopp will demnach seine Reds im Wintertransferfenster verstärken und Kudus soll dabei ganz oben auf der Liste stehen. Der ghanaische Nationalspieler trumpft nicht nur bei der WM in Katar auf, sondern wusste zuvor insbesondere in der Champions League zu überzeugen: Für Ajax kam er in sechs Spielen auf starke vier Treffer und zwei Vorlagen.
Insgesamt steht seine Saisonbilanz wettbewerbsübergreifend bei zwölf Toren und zwei Assists in 23 Pflichtspielen. Bei Ajax hat Kudus aber noch einen Vertrag bis 2025 und dürfte deshalb kein Transferschnäppchen sein. Erst recht, weil neben den Liverpooler Klubs auch andere ein Auge auf den Shootingstar geworfen haben und der Preis bei einem möglichen Wettbieten weiter steigen wird. (NEWS: Alle News und Gerüchte vom Transfermarkt)
Der Telegraaf und die SportBild berichten auch von einem BVB-Interesse an Kudus. Nach SPORT1-Informationen ist Dortmund in der Tat interessiert, mehr als einen losen Austausch zwischen Sportdirektor Sebastian Kehl und Mendelewitsch im Herbst bei einem Youth-League-Spiel gab es allerdings noch nicht.
Kudus ein echtes Multitalent
Ein Transfer könnte durchaus Sinn ergeben, da der 22-Jährige vielseitig einsetzbar ist. Kudus spielt zwar am liebsten als hängende Spitze oder auf der Zehn, kann aber auch im zentralen Mittelfeld, auf den Außenbahnen sowie im Sturmzentrum auflaufen.
Zudem ist er ein Alleskönner - mit und gegen den Ball, ähnlich wie Jude Bellingham. Des Weiteren punktet der Ghanaer mit seiner starken Physis und Torgefahr. Nationalcoach Otto Addo schwärmte nach Ghanas 3:2-Sieg gegen Südkorea über den Matchwinner: „Er ist ein großartiger Spieler, ist unglaublich schnell und hat viel Spielintelligenz“, aber: „Er muss defensiv noch besser arbeiten.“
Dennoch ist der nach der WM scheidende Trainer und BVB-Rückkehrer sich sicher: „Mohammed ist auf dem richtigen Weg, ein richtig großer Spieler zu werden.“ Denn Kudus „hat einen tollen Charakter“, so Addo.
2020 überwies Ajax an den FC Nordsjaelland aus Dänemark „nur“ neun Millionen Euro, stach laut SPORT1-Informationen Bayer Leverkusen sowie andere Bundesligisten aus - und kann sich nach den famosen WM-Leistungen sowie nach dem gestiegenen Interesse an Kudus wohl über einen baldigen, warmen Geldregen freuen.
Mendelewitsch erklärt schlechten Ruf der Spielerberater
Bei Mendelewitsch ist der WM-Shootingstar jedenfalls ihn guten Händen, auch wenn die Beraterbranche einen schlechten Ruf hat. „Das Problem ist zweigeteilt: Es gibt offizielle Agenten und solche, die es nicht sind. Unter den offiziellen gibt es wie in jedem Beruf solche, die ihre Arbeit gut machen, und andere, die sie nicht gut machen.“
Und weiter: „Heutzutage versucht aber jeder, sich in Transfers einzumischen oder die Karrieren von Spielern zu steuern. Das reicht vom Sportjournalisten bis zum Berater, vom Vereinspersonal bis zum Partyveranstalter. Jeder versucht, einen Fuß in die Tür des Fußballs zu bekommen und Geschäfte zu machen. Es sind Leute, die weder Legitimation noch Kompetenz haben, dies zu tun - und die das Image der Profis, deren Beruf es ist, beschädigen.“
Dass Addo allerdings, seit dem Frühjahr und bis zum WM-Aus Trainer von Ghana, ab Januar 2023 wieder in seinen eigentlichen Job als Talente-Coach beim BVB zurückkehrt - und für Kudus somit ein vertrauter Ansprechpartner vorhanden wäre, schmälert die Dortmunder Chancen auf eine Verpflichtung sicherlich nicht.
Ebenfalls gut für die Schwarz-Gelben: Kudus steht bei BVB-Ausrüster Puma unter Vertrag. Und das kann neben Mendelewitsch eine entscheidende Rolle in den Verhandlungen spielen, denn die Beraterin sagte in ihrer Kolumne bei Ouest France: „Man muss seine Spieler verkaufen, genauso wie man es bei Vereinen tut. Nicht jeder Spieler wird gesponsert. Die Marken haben bestimmte Vorlieben und typische Profile. Zum Beispiel wird ein offensiver Spieler eher gesponsert als ein defensiver Spieler. Letzterer ist weniger sichtbar, du hast weniger Bilder von Toren.“ (DATEN: WM-Spielplan 2022)
Und Kudus ist gerade häufig abgebildet. Fraglich nur, ob er künftig in Dortmund oder woanders sein wird.