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James Wade vor Darts-WM: "Die deutschen Spieler tun mir manchmal leid"

„Die deutschen Spieler tun mir leid“

James Wade spricht bei SPORT1 offen über den enormen Erwartungsdruck auf deutsche Dartspieler. „The Machine” ordnet die Situation ein, blickt auf die junge Generation um Luke Littler – und greift am Mittwoch selbst bei seiner 22. WM-Teilnahme wieder an.
James Wade gehört seit Jahren zu den Topspielern im Darts. Vor der WM spricht er über seine Form, seine Karriere und den Generationenwechsel in der Sportart.
James Wade spricht bei SPORT1 offen über den enormen Erwartungsdruck auf deutsche Dartspieler. „The Machine” ordnet die Situation ein, blickt auf die junge Generation um Luke Littler – und greift am Mittwoch selbst bei seiner 22. WM-Teilnahme wieder an.

Darts-Legende James Wade hat in seiner langjährigen Karriere schon vieles erlebt und sich dabei auch Duelle mit einigen deutschen Stars geliefert. Der viermalige WM-Halbfinalist blickt im Interview mit SPORT1 kritisch auf die große Erwartungshaltung, die seine deutschen Kollegen begleitet.

„Sobald ein anständiger deutscher Spieler auftaucht, denken alle sofort: ,Jetzt kommt der deutsche Weltmeister‘“, sagte „The Machine“ im Vorfeld der Darts-WM (Alle Sessions bis zum 3. Januar live bei SPORT1)

Wade hat vor Darts-WM Mitleid mit den deutschen Spielern

„Die deutschen Spieler tun mir manchmal sogar ein bisschen leid“, erklärte der Engländer, vor der WM die Nummer 7 der Welt: „Die Leute legen ihnen enormen Druck auf. Deutschland wartet auf DEN Major-Sieger. Und dieser Person wird in Deutschland regelrecht hinterhergejagt.“

Gemeinsam mit Wade, der am Mittwoch in seinem ersten Spiel auf den Japaner Ryusei Azemoto trifft (ab ca. 22 Uhr LIVE im TV, LIVESTREAM und LIVETICKER), steigt auch Martin Schindler als deutsche Nummer 1 in die Darts-WM ein. „The Wall“ trifft an Nummer 13 gesetzt im letzten Spiel des Abends ab ca. 23 Uhr (LIVE im TV, LIVESTREAM und LIVETICKER) auf den Engländer Stephen Burton (67 in der Order of Merit).

In den ersten WM-Tagen sind mit Arno Merk, Gabriel Clemens, Max Hopp und Ricardo Pietreczko vier Deutsche in die 2. Runde eingezogen. Ausgeschieden sind Lukas Wenig und Niko Springer. Nach Schindler greift am Donnerstag mit Dominik Grüllich der achte und letzte Deutsche ein.

Wade glaubt an deutschen Major-Sieger

Wade blickt grundsätzlich optimistisch auf die Zukunft des deutschen Darts. Er ist überzeugt, dass der große Durchbruch irgendwann kommen wird – auch wenn Zeitpunkt und Person offen sind. „Irgendwann” werde ein deutscher Major-Sieger kommen, ist „The Machine“ sicher: „Ob es einer der jetzigen ist oder ein späterer. Es wird passieren.“

Dann werde es auch für den Sport insgesamt „großartig“, weil mehr Aufmerksamkeit und Sponsoren folgen würden. Garantien gebe es im Darts nicht, es könne aber immer Überraschungen geben, meint Wade und nennt ein prominentes Beispiel: „Bei der WM 2018 kam dieser Typ namens Rob Cross. Keiner dachte, er würde gewinnen, und er hat es getan." Als Debütant marschierte Cross damals durchs Feld und wurde Weltmeister nach einem Sieg im Finale gegen keinen Geringeren als Legende Phil Taylor.

Darts: Littler als Ausnahmeerscheinung einer neuen Generation

Ein ähnlicher Durchmarsch gelang vor zwei Jahren fast Jahrhunderttalent Luke Littler: Erst im Finale wurde der damals 16-Jährige bei der WM 2024 von Luke Humphries besiegt - im vergangenen Jahr krönte sich „The Nuke“ mit 17 dann zum jüngsten Darts-Weltmeister der Geschichte.

Wade sieht den Titelverteidiger aber als Ausnahmeerscheinung. „Außer Luke Littler gibt es meiner Meinung nach keinen 18-Jährigen, der wirklich so gut ist“, sagte der 42-Jährige: „Es gibt viele junge Spieler Mitte 20 bis Anfang 30, sehr, sehr gute Weltklassespieler. Aber keinen in Lukes Altersgruppe, der auf diesem Level ist. Luke ist eine Ausnahme.“

Gerade frühe Erfolge würden vieles verändern. Spieler wie Littler müssten ihre Karriere nicht mehr über Jahrzehnte fortsetzen. „Wenn man bedenkt, wie viel Geld er bereits gewonnen hat, wird er das nicht so lange machen müssen“, meinte Wade.

Darum bezweifelt der Engländer, der selbst zum 22. Mal bei der Weltmeisterschaft antritt, auch, dass Littler und Co. auf solche Zahlen kommen werden. „Ich glaube nicht, dass die neuen Spieler das können. Erstens, weil sie es nicht müssen, und zweitens, weil sie nicht diesen Biss haben“, sagte er. Die Voraussetzungen hätten sich im Dartsport deutlich verändert, sowohl finanziell und gesellschaftlich als auch im Umgang mit der Öffentlichkeit und den sozialen Medien.

22. WM-Teilnahme: Wade greift erneut an

Für Wade selbst wird es am Mittwoch im dritten Spiel der Abendsession ernst, ab ca. 22 Uhr trifft er auf den Japaner Ryusei Azemoto.

Mit Blick auf seine eigene Form zeigt sich Wade selbstbewusst. Auf die Frage, ob er aktuell der beste James Wade seit langer Zeit sei, stimmte der Engländer zu. „Wahrscheinlich ja. Die letzten 18 Monate liefen ziemlich gut für mich“, sagte Wade SPORT1. Trotz eines zuletzt durchwachsenen Monats zähle er sich weiterhin zur Weltspitze und habe regelmäßig die späten Turnierphasen erreicht.