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FC Liverpool: Was ist mit der alten Garde los?

Was ist mit der alten Garde los?

Trotz großer Investitionen im Sommer taumelt Liverpool durch die laufende Saison. Ein Grund dafür ist, dass zwei Starspieler derzeit nur noch ein Schatten ihrer selbst sind.
Liverpools Mo Salah sitzt gegen West Ham das erste Mal seit April 2024 über 90 Minuten auf der Bank. Trainer Arne Slot beruhigt anschließend die Gemüter und erklärt seine Entscheidung.
Trotz großer Investitionen im Sommer taumelt Liverpool durch die laufende Saison. Ein Grund dafür ist, dass zwei Starspieler derzeit nur noch ein Schatten ihrer selbst sind.

Der ganze große Druck ist fürs Erste vom Kessel. Mit 2:0 hat der zuletzt formschwache FC Liverpool am Sonntag bei West Ham United gewonnen und damit den Negativtrend von neun Pleiten aus zwölf Spielen vorerst gestoppt. Doch vorbei ist die tiefe Krise, die an der Anfield Road niemand kommen sah, nicht.

Zu laut sind die Nebengeräusche, die die Reds nach wie vor in Bewegung halten. Unter anderem die um die Starspieler Mohamed Salah und Virgil van Dijk. Beide waren im jüngsten Abwärtsstrudel keine Hilfe. Mehrere Ex-Spieler und Experten übten daraufhin immer wieder Kritik und warfen damit indirekt die Frage auf: Ist es ausgerechnet die alte Garde, die Trainer Arne Slot diese Saison im Stich lässt?

Es gibt jedenfalls Argumente, die dafür sprechen würden. Denn waren anfangs die millionenschweren Neuzugänge um Florian Wirtz und Alexander Isak die Zielscheibe aller kritischen Stimmen, dreht sich der Wind allmählich – zusätzlich angefacht durch das Gastspiel bei West Ham. Dort saß Salah nämlich nur auf der Bank. Zum ersten Mal seit dem 27. April 2024, also nach 53 Startelf-Einsätzen in der Liga in Folge.

Liverpool: Kritische Stimmen gegen Salah und van Dijk

„Hinter uns liegen vier Spiele in zehn Tagen. Ich habe viele gute Spieler zur Verfügung und heute habe ich mich für eine veränderte Aufstellung entschieden“, begründete Slot die Maßnahme und führte aus: „Manchmal ist Alex (Isak) auf der Bank, manchmal trifft es Florian (Wirtz). Es geht aber um die Spieler, die auf dem Rasen stehen. Ich entscheide, welche elf spielen. Ich habe mehr als elf gute Spieler und es ist nicht das erste Mal, dass ich mich entschieden habe, nicht mit Mo zu beginnen.“

Die Entscheidung, den 33-Jährigen draußen zu lassen, erregte dennoch Aufsehen. Immerhin hatte es zuvor zahlreiche Diskussionen in genau diese Richtung gegeben. Auch der Ex-Liverpool-Verteidiger Jamie Carragher beteiligte sich daran. Der heutige TV-Experte vertrat dabei die Meinung, dass sowohl Salah als auch van Dijk enormen Anteil am vergangenen Erfolg des Teams hatten. Mittlerweile brauche es jedoch neue Akteure, die das Kommando auf dem Platz übernehmen.

Bei Salah rechtfertigten einige dies mit seiner mangelnden Defensivarbeit. Als die Reds kürzlich in der Champions League mit 1:4 gegen Eindhoven verloren, bezeichnete Dietmar Hamann Salahs Rückwärtsbewegung vor dem zweiten Gegentreffer als eine Schande. „Irgendwann kommt immer die Zeit, in der du Spieler fallen lassen musst“, sagte Hamann, der ebenfalls früher für die Reds gespielt hatte: „Slot muss jetzt eine Entscheidung treffen: Hält er zu Salah und wird entlassen, oder verzichtet er auf ihn und kann seinen Job behalten?“ Wayne Rooney hatte erst kürzlich in dieselbe Kerbe geschlagen.

Salah und van Dijk verlängerten erst

Auch van Dijk leistete sich bei der Eindhoven-Pleite einen nahezu absurden Blackout, der im 0:1 der Gäste resultierte. Carragher betonte anschließend, dass der Niederländer, inzwischen 34 Jahre alt, „nicht mehr derselbe Spieler“ wie früher sei und dass es aussehe, als ob Salahs „Beine nicht mehr mitspielen“ würden. „Ich kritisiere sie nicht gerne für ihr Verhalten auf dem Platz, weil sie absolute Legenden sind. Aber ihre Beine haben einfach nachgelassen, besonders die von Salah“, fügte er hinzu.

Bemerkenswert ist das Thema auch, weil beide erst im Frühjahr einen neuen Vertrag bei den Reds unterschrieben haben. Damals war das Thema lange präsent. Sinngemäß hieß es: Geben Sie ihnen einen Blankoscheck und einen Stift und lassen Sie sie die Zahlen schreiben, die sie wollen. So wichtig war der Stellenwert beider für den Verein, wie britische Medien erinnerten. Jetzt stecken Salah und van Dijk in persönlichen Krisen.

Van Dijk übt Selbstkritik

Ein Zusammenhang? „Seit sie ihre neuen Verträge unterschrieben haben, sind sie nicht mehr gut genug“, findet die Daily Mail. „Sagen wir es so: Hätten sie in der letzten Saison so gespielt, wäre die Tatsache, dass ihre Verträge bald auslaufen, kein Thema gewesen, über das jeden Tag diskutiert worden wäre.“ Die Zeitung kommt zu dem Schluss, dass die alte Garde Slot tatsächlich im Stich lässt – aber nicht nur van Dijk oder Salah, sondern auch andere erfahrene Profis wie Alexis Mac Allister oder Ibrahima Konaté.

Der Niederländer selbst will sich derweil nicht aus der Verantwortung nehmen. „Virgil van Dijk stellt sich – ihm ist das zugutezuhalten – nach jedem Spiel der Presse. Er drängt darauf, dass die Mannschaft beginnt, Verantwortung für die Krise zu übernehmen. ‚Wir lassen den Trainer im Stich‘ – das ist der allgemeine Tenor“, berichtete die Daily Mail. Trotz des Befreiungsschlages gegen West Ham ist in Liverpool noch längst keine Ruhe eingekehrt.