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FC Bayern: Das wurde dem Weltmeister-Trainer zum Verhängnis

Daran scheiterte Herbert bei Bayern

Die Zeit von Gordon Herbert bei den Basketballern des FC Bayern ist vorbei. SPORT1 skizziert, woran der Weltmeister-Trainer scheiterte.
Der FC Bayern Basketball verliert auch das achte Spiel in Serie. Für Coach Gordon Herbert war es das letzte als Trainer der Münchner.
Die Zeit von Gordon Herbert bei den Basketballern des FC Bayern ist vorbei. SPORT1 skizziert, woran der Weltmeister-Trainer scheiterte.

Kaum ist der eine Star-Trainer weg, da stellt der FC Bayern Basketball auch schon den nächsten Star-Trainer vor. Auf Weltmeister-Coach Gordon Herbert folgt beim Deutschen Meister Trainer-Legende Svetislav Pesic.

Pesic und Bayern, das passte schon in seiner ersten Amtszeit zwischen 2012 und 2016, als er die erste deutsche Meisterschaft der Neuzeit gewann. Doch nach vier Jahren endete die Traum-Ehe.

Noch kürzer hielt die vermeintliche Traum-Ehe zwischen den Bayern und dem Trainer, der Deutschland plötzlich in die Basketball-Weltspitze führte. Der beste deutsche Verein und der Erfolgs-Garant des deutschen Basketballs, das klang wie die ideale Partnerschaft, um endlich auch Europas-Spitze anzugreifen. Doch bei Herbert kam es anders als erhofft.

„Es ist ganz klar, dass die Ergebnisse in der EuroLeague uns nicht befriedigen. Wir haben vor sechs Monaten die Ziele ganz klar definiert. Ein Ziel waren die Playoffs in der EuroLeague und dieses Ziel ist jetzt deutlich schwerer zu erreichen“, begründete Vereinspräsident Herbert Hainer den Trainerwechsel.

Herberts Bayern lösten im ersten Jahr einen Hype aus

Dabei war nach der starken Vorsaison, als die Bayern speziell im SAP-Garden wie im Rausch spielten, wahrlich nicht damit zu rechnen, dass Herbert nur ein halbes Jahr später nicht mehr da ist.

Herbert und Bayern: Das schien von Beginn an zu passen. Wie schon bei der deutschen Nationalmannschaft formte er die Münchener über weite Strecken der EuroLeague-Saison 2024/25 zu einem echten Topteam.

Die Mannschaft, der so mancher Experte nicht allzu viel zugetraut hatte, begeisterte mit temporeichem Offensive-Basketball. Lange standen die Bayern unter den Top-sechs (direkter Playoff-Platz) und sorgten so für einen echten Basketball-Hype in München.

Herbert gelang es, wie schon bei der Nationalmannschaft, Spieler weiterzuentwickeln. So gab er dem durchaus schweren Charakter Carsen Edwards sein volles Vertrauen. Dieser zahlte es zurück und entwickelte sich in München zum echten Superstar. Auch Nick Welier-Babb und Devin Booker spielten die Saison ihres Lebens.

Bayerns Erfolgsteam brach komplett auseinander

Doch der FCBB war nicht in der Lage, seine Fabel-Saison zu krönen. Durch zwei bittere Niederlagen zum Ende der Hauptrunde verpasste man die direkte Playoff-Teilnahme und scheiterte ohne den verletzten Edwards in den Play-Ins an Real Madrid.

Zumindest die Meisterschaft rettete man am Ende einer kräftezehrenden Saison aber und so war die Vorfreude und Euphorie auf die anstehende Saison bei allen in München groß.

Doch die erste Ernüchterung setze bei den Fans schon kurz nach dem Ende der Saison ein. Top-Center Devin Booker zog es nach Mailand. Kurz darauf der Doppelschock: Sowohl der beste Verteidiger Europas, Nick Weiler-Babb, als auch Superstar Carsen Edwards verließen den Verein.

Speziell der Abgang von Publikums-Liebling Edwards schmerzte extrem. Zumal sich Verein und Spieler nach SPORT1-Informationen eigentlich über einen Verbleib einig waren, die Bayern ihr Angebot dann aber zurückzogen.

Mit BBL-Finals-MVP Shabazz Napier verabschiedete sich auch der vierte Top-Star der Vorsaison. Letztlich sah der Mega-Umbruch so aus: Sieben Kaderspieler gingen, bis zum heutigen Tag kamen elf neue Spieler.

Die enorme Kader-Rochade wurde für Coach Herbert im Sommer durch verschiedene internationale Turniere zur echten Herkulesaufgabe. Satte 10 Spieler verpassten große Teile oder sogar die gesamte Vorbereitung. Zwischenzeitlich hatte Herbert nur sechs Profispieler zur Verfügung und musste den Kader mit Jugendspielern und Gastspielern auffüllen.

„Das war mit Abstand die schwerste Preseason, die ich je erlebt habe“, klagte Herbert vor dem Saisonstart.

Verletzungen bestimmen Bayerns Horror-Sommer

Die Bayern erlebten einen echten Horror-Sommer. Bei der EM verletzten sich mit Rokas Jokubaitis und Johannes Voigtmann zwei Schlüsselspieler schwer. Speziell der Ausfall des Litauers, der als zentraler Spieler des Kaders eingeplant war, änderte für Bayern alles.

Das machte auch Sportvorstand Dragan Tarlac zuletzt deutlich: „Es ist schwer die beiden Mannschaften zu vergleichen. Natürlich war es schwer, die Anführer zu ersetzen. Wir waren eigentlich trotzdem auf dem besten Wege, das zu schaffen, speziell durch die Verpflichtung von Rokas Jokubaitis. Er war bis zu seiner Verletzung der beste Point Guard der Europameisterschaft. Bei Litauen wurde auch das gesamte Team um ihn herum gebaut, so wollten wir es auch machen. Wir haben extra Spieler geholt, die gut zu seinem Spielstil passen.“

Neben Jokubaitis wurden also zahlreiche elitäre Rollenspieler verpflichtet - Spieler, die besondere Qualitäten haben, aber eben auch von einem aggressiven Spielmacher gefüttert werden müssen.

Neuzugänge schlagen nicht ein

Dass eben jene Spieler ohne echten Anführer nicht dauerhaft über sich hinauswachsen können, zeigte sich gleich zum Saisonstart. Es fehlte die Konstante, die Bayern in schweren Phasen trägt oder im Spiel hält.

Zudem schlugen einige als Schlüsselspieler eingeplante Akteure wie Xavier Rathan-Mayes oder Wenyen Gabriel nicht voll ein. Auch der ehemalige NBA-Star Spencer Dinwiddie wurde den Erwartungen zu selten gerecht.

Anders als in den Jahren zuvor gelang es Menschenfänger Herbert in dieser Saison nicht, einstige Rollenspieler mit großem Vertrauen zu Starspielern zu entwickeln. Er verpasste es zudem, eine klare Hierarchie zu generieren. So wirkte es oft, als stünden die Bayern mit fünf sechsten Männern auf dem Feld - aber ohne klaren Anführer.

Die ersten Risse zeigten sich schon in der noch erfolgreichen Anfangsphase bei den Heimspiel-Klatschen gegen Zalgiris Kaunas und Olympiakos Piräus. Und auch die Siege waren nicht mehr so überzeugend wie im Vorjahr. Statt Heimspielen wie im Rausch mussten sich die Fans mit Kampf und Krampf zufriedengeben.

Auswärtstour wird zur Horror-Reise

In den folgenden knapp eineinhalb Monaten bekamen die Fans ihr Team in Europa im heimischen SAP Garden dann überhaupt nicht mehr zu sehen. Die Spielplan-Macher hatten es überhaupt nicht gut gemeint mit den Bayern. Nach sieben Heimspielen aus den ersten zehn Spielen folgten sieben Auswärtsspiele am Stück.

Dass diese Phase aufgrund der seit Jahren anhaltenden Auswärtsschwäche schwer werden könnte, war klar. Was folgte, war aber eine echte Albtraum-Reise. Erst ging das letzte Heimspiel gegen Barcelona dramatisch verloren, danach unterlag man auch in allen sieben Auswärtsspielen.

Bitter für Herbert: Nicht bei allen Spielen konnte er an der Seitenlinie stehen. Wegen der Folgen einer Corona-Erkrankung fiel er fast vier Wochen aus. Auch danach wirkte er noch angeschlagen und agierte an der Seitenlinie oft kraftlos.

Bei Baskonia, in Valencia und in Monaco gerieten die Bayern so richtig unter die Räder. In allen anderen Spielen hätten sie die Begegnung aber durchaus gewinnen können, gaben die Spiele aber teilweise auf absurdeste Art und Weise wieder aus der Hand.

In Belgrad unterlagen sie beispielsweise gegen ein Team, das eigentlich klinisch tot war und aufgrund des Rücktritts von Trainer-Ikone Zeljko Obradovic über große Teile des Spiels von den eigenen Fans ausgepfiffen wurde. In Dubai gab man eine zweistellige Führung in kürzester Zeit aus der Hand und leistete sich wenige Sekunden vor Schluss einen Slapstick-Turnover. Zudem unterlag man gegen den abgeschlagenen Letzten aus Lyon nach hoher Führung.

Hainer will „Zuschauer begeistern“

„In der EuroLeague ist es nicht unser Anspruch, acht Spiele hintereinander zu verlieren. Es war nicht nur, dass wir verloren haben, sondern ehrlich gesagt auch die Art und Weise, wie wir gespielt haben“, kritisierte Vereinspräsident Hainer.

Sein Wunsch für die Zukunft ist ganz klar: „Ich will, dass wir wieder besseren Basketball spielen. Wir wollen auch die Zuschauer begeistern. Wir haben die Halle immer ausverkauft. Die Fans kommen gerne und da ist es eine Verpflichtung für uns alle, den Fans auch ein Spektakel zu bieten. Da gehören natürlich Siege dazu, aber auch die Art und Weise, wie wir spielen.“

Für dieses Spektakel soll nun Trainer-Legende Svetislav Pesic sorgen. Es bleibt spannend, ob der gewünschte Basketball mit dem aktuellen Kader überhaupt möglich ist. Die vergangene Saison zeigte zumindest, dass Gordon Herbert, der ab dem Sommer die kanadische Nationalmannschaft übernimmt, durchaus für spektakulären Basketball sorgen kann.