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Darts-WM: Die PDC hat diese Entwicklung mitverursacht

Die PDC hat das mitverursacht

Nach vier Tagen Pause geht die Darts-WM am Samstag endlich weiter. In seiner Kolumne blickt SPORT1-Experte Robert Marijanovic auf die Chancen der vier verbliebenen deutschen Stars und auffällige Trends des Turniers.
Gerwyn Price scheidet sensationell mit 0:3 gegen Wesley Plaisier aus. Der Iceman findet zu keiner Zeit zu seinem A-Game und muss verdient den Weihnachtsurlaub antreten.
Nach vier Tagen Pause geht die Darts-WM am Samstag endlich weiter. In seiner Kolumne blickt SPORT1-Experte Robert Marijanovic auf die Chancen der vier verbliebenen deutschen Stars und auffällige Trends des Turniers.

Liebe Darts-Freunde,

ab Samstag geht die WM im legendären Ally Pally in die ganz heiße Phase. Nach der besinnlichen Pause über die Feiertage steht die Runde der besten 32 bei der Darts-Weltmeisterschaft an (vom 11. Dezember bis 3. Januar LIVE auf SPORT1) an.

Während die Aufeinandertreffen der Stars immer näher rücken, wurde den Fans bereits vieles geboten, was die Darts-WM so besonders macht: Große Emotionen, bittere Enttäuschungen und unvergessliche Momente.

Aus deutscher Sicht ist die Bilanz hervorragend. Erst zum zweiten Mal überhaupt sind 50 Prozent der Teilnehmer nach Weihnachten noch dabei. Das ist ein sehr guter Trend, der wahrscheinlich erst der Anfang für die kommenden Jahre ist.

Ricardo Pietreczko, Martin Schindler, Gabriel Clemens und Arno Merk stehen vor sehr unterschiedlichen Herausforderungen. Pietreczko hat mit dem Schweden Andreas Harrysson den vermeintlich leichtesten Gegner erwischt, während auch Schindler mit Ryan Searle auf einen Kontrahenten trifft, der in der Weltrangliste hinter ihm steht. Da sind natürlich Chancen vorhanden und Martin wird aus meiner Sicht als leichter Favorit ins Match gehen.

Clemens-Coup? Da muss viel passieren

Anders sieht es bei den zwei weiteren deutschen Darts-Stars aus. Gabriel Clemens wird im Duell mit Luke Humphries von der Nummer zwei der Welt und einem sehr starken Gegner gefordert. Ich glaube, jeder kann sich ausrechnen, wie hoch die Chancen sind und was passieren muss – vor allem bei Humphries –, damit Clemens hier weiterkommt.

Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht natürlich auch Merk, der bei seiner ersten WM-Teilnahme den zweimaligen Weltmeister Peter Wright bezwingen konnte. In der nächsten Runde wartet nun sogar der dreimalige Weltmeister Michael van Gerwen, der ganz klar der Favorit ist, auch wenn Arno bereits einen großen Namen rausgenommen hat. Er wird auch wissen, dass es davon abhängt, wie MvG sich präsentiert. Vielleicht kann Arno da irgendwie reingrätschen.

Was für Merk, aber auch für alle anderen Deutschen spricht, ist der Satzmodus. Wir haben immer wieder gesehen, dass selbst gute Spieler in wichtigen Momenten Fehler machen und ein Satz ganz schnell kippen kann. Das stellte im neuen Turniermodus schon in der ersten Runde für einige Spieler eine zu große Hürde dar.

Diese Entwicklung tut dem Darts-Sport gut

Abseits der deutschen Erfolgsgeschichten hatte die WM aber bereits viele weitere schöne Momente zu bieten. Da gab es David Munyua, der als erster Kenianer im Ally Pally gespielt und auch gewonnen hat. Dann war da die tolle Geschichte um Nitin Kumar, der bei seiner fünften WM-Teilnahme endlich ein Spiel gewinnen konnte – und das gegen einen sehr hochklassigen Gegner.

Doch abgesehen von individuellen Leistungen freut es mich am meisten, zu sehen, wie hoch die Leistungsdichte geworden ist. Darts wird nicht mehr nur von den ganz großen Namen bestimmt, sondern auch von den vermeintlich kleineren Akteuren und Qualifikanten.

Price-Aus: Sicher auch für ihn ein Schock

Das bekam in der zweiten Runde auch Gerwyn Price zu spüren. Dass Price, der von vielen als WM-Favorit gehandelt wurde, so früh ausgeschieden ist, war wahrscheinlich die bislang größte Enttäuschung der WM. Das war sicher ein Schock und eine riesige Überraschung für viele, auch für ihn.

Was vielleicht auch noch mit in die Enttäuschung hineinspielt, ist, dass jetzt ans Licht gekommen ist, dass mentale Probleme bei den Spielern offenbar massiven Einfluss hatten. Im Turnierverlauf hat sich immer mehr herauskristallisiert, wie hoch der Druck tatsächlich ist.

Doch die PDC hat diesen Druck wahrscheinlich auch mitverursacht. Durch das Rekordpreisgeld und die Rekordteilnehmerzahl ist die WM unglaublich aufgebläht. Das muss jetzt aber nicht negativ gesehen werden, sondern zeigt lediglich das enorme Interesse der Öffentlichkeit. Entsprechend groß ist auch der Druck auf die einzelnen Spieler.

Wir haben es bei dem Ausraster von Cameron Menzies gesehen, aber auch bei vielen anderen Spielern, die jetzt tatsächlich darauf hinweisen, dass sie mental nicht in der besten Verfassung sind. Ich hoffe natürlich, dass die Spieler dem Druck in Zukunft besser standhalten können.

In den kommenden Jahren wird es nicht besser, denn Barry Hearn hat ja schon angekündigt, dass noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Ich bin gespannt, wie die Geschichte bei der PDC-WM in den nächsten Jahren weitergeht. Allerdings steht zunächst das Spektakel bei der diesjährigen WM im Vordergrund.

Bis demnächst, Game On! Euer Robert Marijanovic

Robert Marijanovic, geboren am 6. Mai 1980, hatte von 2007 bis 2020 an Turnieren der PDC teilgenommen, darunter dreimal an der PDC-Weltmeisterschaft im Alexandra Palace. Seit der WM 2019 tritt der „Robstar“ auch als TV-Experte in Erscheinung. Für SPORT1 begleitet er die Darts-WM 2026 mit seinen Einschätzungen am Mikrofon.