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Steht der neue Superstar der Radwelt vor einem Wechsel?

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Steht der neue Superstar der Radwelt vor einem Wechsel?

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Der neue Superstar der Radwelt?

Cian Uijtdebroeks wird als neuer Superstar der Radwelt gehandelt. Der 20-Jährige weckt mit seinen Leistungen große Hoffnungen in seinem Heimatland Belgien. Doch zwischen ihm und seinem Team Bora-hansgrohe kriselt es.
Gut 25 Jahre nach seinem Triumph bei der Tour de France und zahlreiche Negativ-Schlagzeilen später will der einstige Rad-Star Jan Ullrich seine Geschichte erzählen - "die ganze Geschichte", wie er selbst sagt. Die Doku "Jan Ullrich - Der Gejagte" gibt es ab 28. November exklusiv bei Prime Video.
Dominik Schätzle
Dominik Schätzle

Er ist erst 20 Jahre alt - und doch könnten die Erwartungen, die in Cian Uijtdebroeks bereits jetzt gelegt werden, kaum höher sein.

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Experten sehen den Belgier als größtes Nachwuchstalent der Radwelt, als kommenden Dominator der Grand Tours. Ex-Radprofi Bernhard Eisel schwärmte jüngst in großen Tönen von ihm. „Jeder sucht nach dem nächsten Tadej Pogacar oder Jonas Vingegaard - und Cian hat bei der Vuelta gezeigt, welches Potenzial in ihm steckt“, sagte der Sportliche Leiter von Uijtdebroeks‘ Team Bora-hansgrohe im Interview mit Eurosport.

Uijtdebroeks hatte es im September bei der Spanien-Rundfahrt - seinem ersten Auftritt bei einem der drei größten Radrennen der Welt - auf Anhieb in die Top 10 geschafft. Als Gesamt-Achter habe er bewiesen, dass man ihn „ganz vorne im Kreis jener Fahrer sehen muss, die bei den Grand Tours in den nächsten Jahren dominieren können“, prophezeite Eisel.

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Cian Uijtdebroeks: Belgier hoffen auf neuen Eddy Merckx

Nicht erst seit diesem Erfolg ruhen auf dem Belgier große Hoffnungen in seiner Heimat. Könnte er der neue Eddy Merckx werden, der seinem Land wieder Tour-Erfolge beschert? Zudem wird er mit seinem Landsmann Remco Evenepoel verglichen, der selbst nur drei Jahre älter ist, aber im vergangenen Jahr bereits den Gesamtsieg bei der Vuelta einfuhr, außerdem den Weltmeistertitel im Straßenrennen sowie zweimal Lüttich-Bastogne-Lüttich gewann.

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Der Druck auf die beiden jungen Belgier ist hoch. Doch anstatt, dass Uijtdebroeks sich vom Vergleich mit Evenepoel (aktuell Team Soudal Quick-Step) lähmen oder nerven lässt, begreift dieser es als Chance. „Es ist nie etwas Schlechtes, wenn Remco da ist, denn das nimmt viel Druck von mir“, erklärte der 20-Jährige vor der Vuelta im Gespräch mit der belgischen Tageszeitung Het Nieuwsblad. „Alle Augen sind auf ihn gerichtet, ich kann in seinem Schatten weiter wachsen. So war es bei der Katalonien-Rundfahrt, so war es bei der Tour de Suisse.“

Doch nicht nur die belgische Radsportnation und sein deutsches Team erhoffen sich viel von ihrem Juwel. Der Nachwuchsfahrer, der als sehr bodenständig gilt und in den sozialen Medien mit einem Zwinkern erklärte, wie man seinen Namen auszusprechen hat (nämlich Kian Ätdebruks), hat auch selbst hohe Erwartungen an sich. Er will zu den Weltbesten gehören und ordnet alles andere dem Erfolg unter.

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Schritt zu Bora kam überraschend

So gilt der Belgier als besonders akribisch im Training, aber auch bei seiner Ernährung. Der 1,85 Meter große Athlet achtet, ähnlich wie sein Vorbild, der viermalige Tour-de-France-Sieger Chris Froome, penibel darauf, was er zu sich nimmt. Angesichts seiner Größe ist es nicht leicht, mit der Konkurrenz mitzuhalten, wiegen doch die meisten Profis, die um die Gesamtwertung der großen Rundfahrten kämpfen, zwischen 60 und 65 Kilo. Deshalb isst der Belgier nicht nur gesund - Berichten zufolge soll er auch jede Mahlzeit genau abwiegen.

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Seine Akribie und Disziplin haben ihn bereits in jungen Jahren zu großen Erfolgen geführt. Der Sieg beim Junioren-Eintagesrennens Kuurne-Brüssel-Kuurne als 17-Jähriger im Jahr 2020 habe alles ins Rollen gebracht, verriet Uijtdebroeks bereits 2021 dem belgischen Sportsender Sporza. „Jumbo-Visma war schon vor meinem Sieg in Kuurne hier, im Mai kamen fast alle Profiteams dazu“, schilderte er damals. Neben Jumbo bemühte sich auch Soudal Quick-Step ganz besonders um die Dienste des Toptalents.

Überraschend entschied er sich aber für Bora-hansgrohe. Es sei eine schwierige Entscheidung gewesen. „Ich verbrachte Nächte wach, aber mit Bora hatte ich ein etwas besseres Gefühl“, sagte der Belgier. Einer der Gründe für seinen Wechsel zu Bora ist offenbar auch gewesen, dass er dem Druck und dem Medieninteresse in Belgien ausweichen konnte, wie er einmal andeutete.

Und bereits in seinen ersten beiden Jahren bei Bora reihte er einen Erfolg an den nächsten. 2022 erreichte er einen großen Meilenstein, als er nicht nur zwei Bergetappen, sondern auch die Gesamtwertung der Tour de l‘Avenir gewann, die als Tour de France der Nachwuchsfahrer gilt. Mit 19 Jahren wurde er zum jüngsten Sieger in der Historie des Rennens. Die Liste der Fahrer, die bereits vor ihm dort gewonnen hatten, zeigt, wohin es auch für ihn gehen könnte. So finden sich in der Liste etwa die Tour-de-France-Gewinner Tadej Pogacar und Egan Bernal sowie der Giro- und Vuelta-Sieger Nairo Quintana.

Bora-Talent hat seine Grenzen noch nicht erreicht

Bora und Uijtdebroeks haben sich dafür entschlossen, dass er 2023 reif genug wäre, um nun auch auf der ProTour an den Start zu gehen. Der Erfolg sollte ihnen recht geben: Bei der Katalonien-Rundfahrt, der Tour de Romandie und der Tour de Suisse erreichte er mit den Plätzen neun, sechs und sieben überragende Resultate. Im September dann der Coup bei der Vuelta.

Doch trotz des Talents sieht Uijtdebroeks, dessen Stärke lange anstrengende Anstiege sind, sich noch nicht ganz auf den Podien der Grand Tours. „Wir kennen meine Schwächen: Zeitfahren und Explosivität. Das sind Dinge, in denen ich mich wirklich verbessern muss“, gestand er.

Bei der Vuelta zeigte Cian Uijtdebroeks seine Qualitäten als Kletterer
Bei der Vuelta zeigte Cian Uijtdebroeks seine Qualitäten als Kletterer

Auch Bernhard Eisel sieht noch Verbesserungsbedarf. „Er hat seine Grenzen noch nirgendwo erreicht“, glaubt der Ex-Radprofi. Sowohl im Zeitfahren als auch taktisch und im Rennverhalten könne er noch dazulernen. Dann habe er auch das Zeug dazu, als Kapitän in einem Team voranzugehen.

Doch so sehr sein Team Uijtdebroeks einmal ganz oben auf dem Podium in Paris sehen will, so sehr knirscht es derzeit vor und hinter den Kulissen. Bereits beim teaminternen Rennen um Platz sieben der Vuelta-Gesamtwertung soll es zwischen dem 20-Jährigen und Teamkamerad Aleksandr Vlasov Streit gegeben haben. Davon will Bernhard Eisel zwar nichts wissen: „Da war wirklich kein Ärger, das kann ich versichern“, versuchte er Ruhe in die Diskussion zu bringen.

Doch Uijtdebroeks zeigt sich sogar in der Öffentlichkeit zunehmend kritisch gegenüber seines Teams. Der vorläufige Höhepunkt wurde am Wochenende beim Chrono des Nations erreicht. Bei dem französischen Einzelzeitfahren, bei dem der Belgier chancenlos auf Platz 14 landete, zeigte dieser sich genervt.

Uijtdebroeks genervt: „...wäre schön, wenn meine Räder in Ordnung wären“

„Nach zehn Kilometern hat sich mein Schalthebel gelöst und ich durfte sofort das Rad wechseln. Und es stellte sich heraus, dass das Ersatzrad überhaupt nicht in Ordnung war. Dann kannst du so schnell fahren, wie du willst, das ist nicht cool“, sagte er den Het Nieuwsblad, und polterte: „Ich komme hierher, um zu lernen. Dann wäre es schön, wenn meine Räder in Ordnung wären.“

Diese Kritik dürfte bei den Bora-Bossen angekommen sein. Im Winter gäbe es viel zu tun für das Team, resümierte der Kletter-Spezialist noch. Sollte keine Besserung eintreten, deutete er notfalls auch einen Abgang an. „Ich selbst bin nicht so begeistert davon“, sagte er zwar überraschend offen, da er bei Bora viele Fortschritte habe machen können. „Anderswo hätte ich nie so viel Freiheit bekommen.“ Es müsse aber analysiert werden, was es brauche, um in Zukunft bei den großen Rundfahrten konkurrenzfähig zu sein. „Dann werden wir sehen, ob Bora das bieten kann, oder ob wir uns einen Ort suchen müssen, an dem sie es anbieten können.“

Angesichts solcher Aussagen reißen die Wechselgerüchte um das Toptalent nicht ab. In den vergangenen Wochen war er immer wieder mit einem Wechsel zum französischen Team Groupama-FDJ in Verbindung gebracht worden, auch wenn dessen Teamchef den Gerüchten entschieden widersprach.

Werden in Belgien oft miteinander verglichen: Remco Evenepoel (links) und Cian Uijtdebroeks
Werden in Belgien oft miteinander verglichen: Remco Evenepoel (links) und Cian Uijtdebroeks

Wechselt der Nachwuchs-Star das Team?

Der Transfer-Coup des slowenischen Spitzenfahrers Primoz Roglic feuert die Debatte um Uijtdebroeks‘ Zukunft nun aber weiter an. Der deutsche Rennstall hatte Roglic vor einigen Tagen überraschend verpflichten können, außerdem dessen Trainer und auch auf der Ebene der Sportlichen Leiter neues Know-how eingekauft.

Damit steigt die Erwartungshaltung bei Bora, nun bei den Grand Tours ganz vorne mitzufahren. Wo dabei der Platz für Uijtdebroeks ist, ist derzeit noch offen. Der Belgier hatte bereits nach der Vuelta angedeutet, nicht unter allen Umständen bei Bora bleiben zu wollen: „Ich habe dem Team und anderen Teams gezeigt, dass ich das Zeug dazu habe, drei Wochen lang auf einem konstanten Niveau zu fahren.“ Angebote sollen ihm bereits vorliegen.

Bernhard Eisel kann einen Wechsel nicht ausschließen. „Aber mein letzter Stand ist, dass er nächstes Jahr noch Vertrag bei uns hat. Ich habe bei der Vuelta viel mit ihm gesprochen und sehe ihn weiter in unserem Trikot“, sagte der Bora-Insider. Doch Gespräche gebe es „natürlich immer“.