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Genau zehn Jahre vor seinem Tod brach Hulk Hogans Welt zusammen

Wie eine Weltkarriere traurig endete

Hulk Hogan war der Superstar, der WWE von einer regionalen Showkampfliga zum globalen Phänomen machte und eine weltweite TV-Ikone. Eine Skandal-Enthüllung beschädigte seinen Ruf - was auch seinem letzten Auftritt für die Liga eine bittere Note gab.
Hulk Hogan ist mit 71 Jahren gestorben. Die Wrestling-Legende war 1994 Gast in der Talkshow-Sendung "Offensiv". SPORT1 hat den Kult-Auftritt aus dem Archiv geholt.
Hulk Hogan war der Superstar, der WWE von einer regionalen Showkampfliga zum globalen Phänomen machte und eine weltweite TV-Ikone. Eine Skandal-Enthüllung beschädigte seinen Ruf - was auch seinem letzten Auftritt für die Liga eine bittere Note gab.

Am 23. Januar 1984 wurde im New Yorker Madison Square Garden der Grundstein für eine Weltkarriere gelegt - und für ein globales Milliarden-Imperium.

Hulk Hogan wurde an diesem Tag erstmals Champion der damaligen World Wrestling Federation (WWF). Sein Sieg über den Iron Sheik war der Startschuss eines Showkampf-Booms, des Aufstiegs von WWE von der regionalen Promotion zum globalen Popkultur-Phänomen.

Nun ist der Kindheitsheld von zig Millionen Wrestling-Fans verhältnismäßig früh im Alter von 71 Jahren verstorben, nachdem er bis vor Kurzem noch mitten im Leben stand - und eigentlich noch große Pläne hatte.

Der Blick zurück auf Hogans goldene Zeiten hatte schon in den vergangenen Jahren eine zunehmend bittere Note. Durch die vielen frühen Tode seiner Rivalen und Weggefährten - André the Giant, „Rowdy“ Roddy Piper, Paul Orndorff, „Macho Man“ Randy Savage, der Ultimate Warrior. Und durch einen folgenschweren Skandal, der auch aus Sicht vieler früherer Fans Hogans schillerndes Vermächtnis trübte - und speziell seinem letzten WWE-Auftritt in diesem Jahr tragische Züge verlieh.

Hulk Hogan: Vom Hobby-Rocker zum Wrestling-Ikone

Hogan, am 11. August 1953 als Sohn eines Baupoliers und einer Hausfrau und Tanzlehrerin aus Georgia geboren, war im Jahr 1976 fürs Wrestling entdeckt worden.

Terry Bollea, wie er eigentlich hieß, fiel dem berühmten Bruderpaar Jack und Gerald Brisco in einer Bar in Florida auf, wo der Hobby-Bodybuilder für eine Rockband Gitarre spielte. Bollea, ein ehemaliger Little-League-Pitcher, dessen Hoffnungen auf eine Baseball-Karriere von einer Verletzung durchkreuzt wurden, ließ sich fürs Wrestling begeistern.

Den Namen „Hulk“ bekam er verpasst, als er bei einem lokalen Talkshow-Auftritt die Muskelmasse von Star-Bodybuilder Lou Ferrigno übertraf - der die Comicfigur damals in einer TV-Serie spielte. Den Nachnamen „Hogan“ erfand WWE-Gründer Vince McMahon Sr., der Hogan als irischstämmigen Bösewicht porträtierte.

Als solcher trat er 1979/80 erstmals in der damals noch von Vince Sr. regierten WWF auf, verärgerte diesen jedoch mit seinem Entertainment-Ausflug im Film „Rocky III“, wo er Sylvester Stallone als Showkämpfer „Thunderlips“ malträtierte - ein charismatischer Auftritt, der Hogans erfolgreiche Ringkarriere halb vorwegnahm.

„In Rocky III war ich noch der Böse, aber den Leuten gefiel, wie ich gekämpft habe. So hat das angefangen“, blickte Hogan später in einem TV-Interview mit SPORT1 (damals: DSF) auf den Schlüsselmoment zurück.

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Hogan verkörperte die Vision von WWE

Vince McMahon der Jüngere, der die Liga 1982 von seinem Vater kaufte und zum weltweiten Marktführer machen wollte, erkannte in Hogan das Potenzial, das Zugpferd für sein Großprojekt zu werden. Er holte Hogan zurück aus der in Minnesota sitzenden AWA, zu der dieser zwischendurch gewechselt war, und baute seine Liga um ihn auf.

Der „Hulkster“ war die Verkörperung von McMahons Vision des Wrestlings als „Sports Entertainment”, von allem, was der junge McMahon anders machen wollte als sein traditionell gesinnter Vater.

Hogan war anders als die früheren WWF-Fackelträger Bruno Sammartino und Bob Backlund, er war „larger than life“, körperlich und in seinem Auftreten, er schien wie aus einem Comicbuch in die Realität entstiegen. Über Bedenken von Kritikern, dass Hogan im Ring auf Dauer nicht gut genug sein würde für seine Position, ging McMahon hinweg - und der Erfolg gibt ihm Recht.

Eine globale TV-Ikone

Schon bei seiner Krönung zum Champion im ehrwürdigen MSG bewies sich Hogan als Präsenz, die sofort den Raum erfüllte: „The Incredible“ Hulk Hogan, wie er damals angekündigt wurde, präsentierte sich als charismatische Urgewalt, verströmte eine aggressive Energie und Dynamik, die die Fans gefangen nahm und nicht mehr losließ.

McMahon vergrößerte Hogans Popularität in den darauffolgenden Jahren durch geschickte Cross-Promotion mit Promis aus anderen Branchen: Er begleitete Pop-Idol Cyndi Lauper zur Grammy-Verleihung, trat in Talk- und Comedyshows und Serien wie „Love Boat“ und „Das A-Team“ auf - dessen Co-Hauptdarsteller Mister T (B.A. Baracus) kämpfte im Gegenzug als Hogans Partner bei der ersten WrestleMania in New York mit. Auch der heutige US-Präsident Donald Trump - in dessen „Trump Plaza“ in Atlantic City die vierte und fünfte WrestleMania stieg - beförderte Hogans Popularität.

Hogan blieb über Jahre das unumstrittene Aushängeschild der WWF, bis zum Ende der Neunziger (in deren Mitte er zu fürstlichen Bezügen zum Konkurrenten WCW wechselte und sich als böser Anführer der Kultgruppierung nWo nochmal völlig neu erfand) war er der berühmteste und erfolgreichste Showkämpfer der Welt. Hauptrollen in Filmen („Hulk Hogan - der Hammer“, „Der Ritter aus dem All“, „Mr. Babysitter“) und der TV-Serie „Thunder in Paradise“ mehrten seinen Weltruhm.

Noch 2002, als Hogan mit fast 50 Jahren zu WWE zurückkam und ein spätes WrestleMania-Match gegen den jungen Dwayne „The Rock“ Johnson auf die Bühne brachte, sorgte er für ein atmosphärisches Highlight, in dem seine Präsenz noch so wirkte wie 18 Jahre zuvor. Im selben Jahrzehnt belebte die MTV-Realityshow „Hogan Knows Best“ über Hogans Familie auch seine Karriere als TV-Promi neu - ganz ähnlich, wie es zuvor der ebenfalls kürzlich verstorbenen Rock-Legende Ozzy Osbourne widerfuhr.

Rassismus-Skandal 2015 beschädigte Ruf nachhaltig

Innerhalb seiner Branche war Hogan dabei nicht unumstritten: Kritiker und interne Gegenspieler - unter ihnen jüngere Erben wie Bret „Hitman“ Hart und Shawn Michaels - warfen ihm einen Hang zur Egozentrik vor und dass er zu lange die Wahrung seines eigenen Nimbus über die Förderung neuer Stars stellte.

Ein großer Teil der Fans verzieh Hogan allerdings lange seine Egotrips und Skandale - darunter das unter dem Druck staatlicher Ermittlungen abgelegte Geständnis, seit 1976 Steroide zum Muskelaufbau genommen zu haben (wenngleich er behauptete: nur so lange, bis es strafbar war).

Als folgenschwerer erwies sich eine erschütternde Rassismus-Enthüllung - auf den Tag genau zehn Jahre vor seinem Tod.

Viele WWE-Fans und jüngere Stars wandten sich ab

Am 24. Juli 2015 wurde im Zuge von Hogans Rechtsstreit mit dem Gossip-Portal Gawker - es ging um die Veröffentlichung eines Sextapes, wegen dem Hogan mit finanzieller Hilfe des Paypal-Gründers Peter Thiel auf Schadenersatz klagte - ein heimlich aufgenommenes Video aus dem Jahr 2006 publik: Hogan beleidigte den damaligen Freund seiner Tochter Brooke mehrfach auf indiskutable Weise rassistisch. WWE feuerte ihn, er wurde zwischenzeitlich sogar aus der Hall of Fame der Liga verbannt, die er wie kein anderer geprägt hatte.

Hogan hatte sich für seine Ausfälle vielfach entschuldigt, nicht jeder jedoch verzieh ihm: Auch innerhalb der Branche warfen ihm viele vor, dass seine Einsicht oberflächlich gewesen sei und er sein Verhalten mit Ausflüchten beschönigt hätte. Während viele alte Weggefährten Hogan verteidigten, ging ein Großteil der jüngeren Wrestler-Generation auf kühle Distanz - wie auch Hogan selbst auffiel.

Von WWE wurde Hogan nach drei Jahren „begnadigt“, erholt hat sich seine Reputation letztlich jedoch nie, auch viele WWE-Fans buhten Hogan bei seinen Auftritten dort aus. Dass er im vergangenen Jahr eine prominente Rolle im Präsidentschaftswahlkampf Trumps spielte, vertiefte den Graben zwischen Hogan-Nostalgikern und Verächtern.

Besonders hässlich wurde es zuletzt zu Beginn des Jahres, als ihm bei der Netflix-Premiere der TV-Show Monday Night RAW in Los Angeles regelrechter Hass entgegenschlug - und Hogan beim hilflosen Versuch, dagegen anzureden, mehr denn je wie eine tragische, aus der Zeit gefallene Figur wirkte. In dieser Hinsicht erging es ihm ähnlich wie seinem professionellen Ziehvater McMahon, der Anfang 2024 über schwere Vergewaltigungs- und Sexhandelsvorwürfe gestürzt war.

Auch prominente WWE-Stars bohrten danach in Hogans Wunden: „Er hat bekommen, was er verdient hat“, erklärte Seth Rollins in einem Interview.

Wie sich nun herausgestellt hat, war der traurige Auftritt Hogans letzter bei WWE.

Hogans körperliche Gesundheit war massiv geschädigt

Hogan hatte in seinen letzten Lebensjahrzehnten diverse gesundheitliche Probleme, vor allem sein Rücken war durch die Belastung von über 2000 Kämpfen und das intensive Gewichtstraining massiv geschädigt: Er unterzog sich zahlreichen Operationen - und ging 2013 auch gegen ein medizinisches Institut vor Gericht, dem er vorwarf, seinen Zustand dadurch verschlimmert zu haben.

Im Herbst 2024 berichtete Hogan, dass er in den vergangenen zehn Jahren „etwa 25 Eingriffe“ hatte - auch an „beiden Knien, Hüften und Schultern - alles“.

Nichtsdestotrotz war Hogan bis zuletzt umtriebig: Er hatte diverse Geschäftsprojekte, unter anderem eine Biermarke, eine Karaoke-Bar und die im Aufbau befindliche Ringer-Liga Real American Freestyle Wrestling, bei der er als Commissioner und öffentliches Gesicht eine tragende Rolle spielte.

Privat begann Hogan 2023 ein neues Leben durch seine dritte Heirat mit der 25 Jahre jüngeren Yoga-Lehrerin und Scientologin Sky Daily - die erste Ehe mit der langjährigen Gattin Linda endete in einer persönlichen Zerrüttung, auch Tochter Brooke hatte zuletzt den Kontakt zu ihrem Vater abgebrochen.

Vertraute wiesen Gerüchte noch vor kurzem zurück

Im Mai unterzog sich Hogan einer neuerlichen, für den Organismus stark belastenden Nacken-OP, er musste nach Angaben seiner Frau mehrfach zurück ins Krankenhaus.

Gerüchte, dass Hogan lebensbedrohlich erkrankt sei oder im Koma liege, hatte Daily noch am 12. Juli zurückgewiesen, es gebe „kein Drama und keinen Grund zur Panik”. Auch der langjährige Manager und Vertraute Jimmy Hart berichtete erst am Dienstag, Hogan gehe es „großartig, phänomenal“ - noch am Montag hätten die beiden und Sohn Nick einen „fantastischen“ Karaoke-Abend gehabt.

Am Donnerstagmorgen erlitt Hogan in seiner Wahlheimat Clearwater in Florida einen Herzinfarkt und wurde nach einem Notruf in das Morton Plant Hospital geschafft, wo um 11.17 Uhr Ortszeit sein Tod festgestellt wurde.