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Zoff zwischen Salah und dem FC Liverpool: Eine tickende Zeitbombe

Die Zeitbombe wird scharfgestellt

Der Zoff zwischen Superstar Mohamed Salah und dem FC Liverpool eskaliert immer mehr. Ein England-Experte ordnet für SPORT1 die Lage ein.
Liverpool-Trainer Arne Slot äußert sich zu den Kommentaren von Mo Salah am vergangenen Wochenende und zu seiner aktuellen Situation.
Der Zoff zwischen Superstar Mohamed Salah und dem FC Liverpool eskaliert immer mehr. Ein England-Experte ordnet für SPORT1 die Lage ein.

Beeindruckend war es abermals nicht, was der FC Liverpool am Wochenende auf den Platz brachte. Gegen Leeds United führten die schwer angeschlagenen Reds tief in der Nachspielzeit, bis der ehemalige Düsseldorfer Ao Tanaka kam und dem englischen Meister den Sieg ganz spät wieder aus den Händen riss. 3:3 hieß es am Ende.

Ein neuerlicher Rückschlag – der aber gleich in den Hintergrund rückte. Dann zog jemand, der gar nicht auf dem Platz stand, die Aufmerksamkeit auf sich - Mohamed Salah, der „Egyptian King“.

Zoff zwischen Salah und FC Liverpool eskaliert immer mehr

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass er in bestimmten Situationen recht schnell eingeschnappt sein kann. Doch das, was der 33-Jährige diesmal von sich gab, ähnelte fast dem endgültigen Scharfstellen einer ohnehin schon tickenden Zeitbombe.

„Ich denke, es ist sehr klar, dass jemand wollte, dass ich die ganze Schuld bekomme“, sagte Salah, der zum dritten Mal in Folge nicht in der Startelf stand und zweimal überhaupt nicht eingesetzt wurde.

Weiter berichtete er von einem Bruch mit Coach Arne Slot. „Ich habe oft gesagt, dass ich ein gutes Verhältnis zum Trainer hatte. Auf einmal haben wir gar kein Verhältnis mehr“, betonte Salah und stellte infrage, ob er überhaupt noch einmal für den LFC auflaufen werde.

Möglicherweise sei das Heimspiel am kommenden Wochenende sein letztes: „Ich habe meinen Eltern gesagt, sie sollen zum Spiel gegen Brighton kommen. Es ist mir egal, ob ich spiele oder nicht. Ich werde es genießen und mich vor dem Afrika-Cup von den Fans verabschieden, weil ich nicht weiß, was dann passieren wird.“ Rums.

Salah? „Ein sehr stolzer Typ, der immer spielen möchte“

Salahs Wutrede kommt zur Unzeit. Um all die großen und kleinen sportlichen Problem beim FC Liverpool schert sich in diesen Tagen niemand mehr wirklich.

Im Fokus steht nun vor allem die Zukunft des besten Reds-Spielers der letzten Jahre. Derjenige, der in der Vorsaison noch überragende 57 Torbeteiligungen sammelte.

Sein jüngster Rundumschlag ist das vorläufig letzte Kapitel der Salah-Saga, welche mit der ewigen Vertragsdiskussion im Frühjahr begonnen hatte, als er nach einer langen Hängepartie doch bis 2027 unterschrieb. Nach einem völlig verkorksten Halbjahr wackelt sein Thron nun gewaltig. Und sein Image leidet.

„Er ist ein sehr stolzer Typ, der immer spielen möchte. Salah hat mittlerweile eine Marke und muss dafür sorgen, dass sie funktioniert. Dass er sich nicht einfach kommentarlos auf die Bank setzt, ist klar“, sagte der Kommentator und England-Experte Joachim Hebel bei SPORT1: „Selbst in guten Zeiten hat er immer wieder fragwürdige Kommentare rausgehauen, weil er immer etwas zu sagen hat.“

Unter anderem schien Salah einst mit einem Engagement bei Real Madrid zu liebäugeln, jetzt sorgt der Affront gegen Slot für zunehmend dickere Luft. Bei den Reds störte man sich zudem daran, dass der Flügelstürmer seine Rolle als Leader in der Krise kaum ausfüllt.

Liverpool-Legende Carragher greift Salah an

„Ich höre Salah nur sprechen, wenn er zum ‚Man of the Match‘ gewählt wird oder einen neuen Vertrag braucht“, monierte Jamie Carragher.

Bei Sky holte die Liverpool-Ikone am Montagabend dann zu einem verbalen Gegenschlag gegen Salah aus: „Ich glaube, wenn Mo Salah in der Mixed Zone Halt macht, was er in acht Jahren bei Liverpool viermal getan hat, dann ist das mit ihm und seinem Agenten abgesprochen, um maximalen Schaden anzurichten und seine eigene Position zu stärken.“

Und er nahm auch Salahs Klage über die Rolle des Sündenbocks auf: „Ich werde Salah angreifen, wenn er versucht, meinen Verein unter den Bus zu werfen.“

Zuvor sagte Carragher bei CBS Sports schon: „Salah sieht aus, als hätte er seine Beine verloren.“

Auch Rooney findet deutliche Worte für Salah

Die jüngsten aufsehenerregenden Aussagen des Ägypters veranlassen auch die englische Legende Wayne Rooney dazu, mit dem Superstar hart ins Gericht zu gehen.

„Salah zerstört sein Vermächtnis auf ganzer Linie. Es wäre traurig für ihn, wenn er alles wegwerfen würde. Er hat alles falsch angegangen“, machte Rooney in seinem Podcast „The Wayne Rooney Show“ deutlich. „Wenn ich einer seiner Teamkollegen wäre, wäre ich überhaupt nicht glücklich über das, was er gesagt hat. Gerade jetzt braucht Liverpool ihn nämlich am meisten. Er war absolut unglaublich für Liverpool, aber das war respektlos gegenüber seinen Teamkollegen, seinem Trainer und den Fans.“

Rooney stolperte besonders über einen Satz von Salah, in dem dieser meinte, er müsse nicht jeden Tag um seinen Platz kämpfen, da er sich diesen in der Vergangenheit verdient habe.

„Ich bin mir sicher, dass er es in den nächsten Jahren bereuen wird, was er gesagt hat. Die Zeit holt uns alle ein. In dieser Saison hat er nicht seine beste Form gezeigt, er war nicht in Bestform. Ich könnte mir vorstellen, dass er auf dem Trainingsgelände sehr still sein wird. Das wird eine negative Energie mit sich bringen, die sich auf die neuen Spieler auswirkt, die Arne integriert hat“, sagte der 40-Jährige.

Slot streicht Salah aus dem Champions-League-Kader

Erste Konsequenzen hatten Salahs Worte bereits: Für den Champions-League-Kracher gegen Inter Mailand (ab 21 Uhr im LIVETICKER) flog Salah aus dem Spieltagskader.

„Wir haben ihm mitgeteilt, dass er nicht mit uns reisen wird. Das war das einzige Gespräch, was wir nach Leeds geführt haben“, sagte Slot auf der Pressekonferenz am Montag. „Normalerweise bin ich ruhig und höflich, aber das bedeutet nicht, dass ich schwach bin. Wenn ein Spieler solche Dinge sagt, müssen wir als Verein reagieren und Sie sehen, dass er nicht hier ist.“

Genau dies hatte Rooney zuvor gefordert: „Arne Slot muss seine Autorität zeigen, ihn zur Seite nehmen und sagen: ‚Du reist nicht mit der Mannschaft mit, was du gesagt hast, ist inakzeptabel.‘“

Alle Türen sind für Salah aber wohl noch nicht geschlossen. Nach dem Spiel in Mailand werde sich der Verein laut Slot „die Situation noch einmal ansehen“. Er sei aber „fest davon überzeugt, dass es für einen Spieler immer eine Möglichkeit gibt, zurückzukehren“.

Salah oder Slot: Auf welche Seite schlagen sich die Reds-Fans?

Hebel will Salah bei den Reds aber nicht nur aus diesem Grund noch nicht abschreiben - seiner Meinung nach gibt es auch einen anderen Weg, wie der Ägypter bei den Reds in Kürze wieder eine größere Rolle spielen könnte.

„Es wird spannend zu sehen sein, auf welche Seite sich die Fans jetzt schlagen“, sagte Hebel, „ob sie sagen: ‚Salah hat recht.‘ Er war immer der Beste, ist es immer noch und muss spielen. Und ob sie sagen: ‚Slots Zeit ist abgelaufen, der muss weg.‘“

Denn sollte die sportliche Talfahrt der Reds anhalten, könnte Salah die Sache sogar noch für sich entscheiden. Schließlich ist eines aktuell ganz klar: der Klub läuft seinen Erwartungen weit hinterher.

Mit Salah oder ohne - lange darf es so nicht mehr weitergehen.