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So ticken die deutschen EM-Heldinnen privat

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Drama, Krimi, Wahnsinn. Aus deutscher Sicht war das Viertelfinale der vorläufige EM-Höhepunkt. Nach Rot und Rückstand kämpfte sich die DFB-Elf in Unterzahl zurück in die Partie: Sjoeke Nüsken traf zum Ausgleich, Ann-Katrin Berger wurde zur Heldin im Elfmeterschießen. Der Titeltraum lebt, der Hype in Deutschland wird immer größer. SPORT1 stellt die deutschen EM-Heldinnen vor.
Sie ist nicht erst seit dem Drama-Sieg gegen Frankreich als Elfmeterkillerin bekannt. Bei Olympia 2024 hielt Ann-Katrin Berger im Spiel um Platz drei in der 99. Minute einen Elfmeter von Alexia Putellas und sicherte Deutschland die Bronzemedaille.
Eine Frau der großen Worte ist die 34-Jährige nicht – beeindruckend ist jedoch ihre Geschichte außerhalb des Platzes. Sie hat zweimal erfolgreich Schilddrüsenkrebs besiegt und engagiert sich für Gesundheit, Sport und Prävention.
Zurzeit steht Stina Johannes noch im Schatten von Berger, doch das könnte sich bald ändern. Für dieses Ziel ist die 25-Jährige aus Frankfurt nach Wolfsburg gewechselt. Davor ging sie für drei Jahre nach Japan, um ihre Komfortzone zu verlassen.
 Was ihr im Fußball laut eigener Aussage hilft: ihr Bachelor in Mathematik. „Analytisches Denken kann ich auch im Sport anwenden. Mein Kopf hat großen Einfluss auf mein Torwartspiel. Ich analysiere und optimiere viel“, sagte Johannes der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Gegensätzlicher hätten die letzten beiden Saisons nicht verlaufen können: Vor einem Jahr gewann Ena Mahmutovic mit dem MSV Duisburg kein Spiel, kassierte mehr als 60 Gegentreffer und stieg ab.
Danach wechselte sie nach München, holte das Double, fing sich in der Bundesliga nur vier Gegentore und entwickelte sich zum größten deutschen Torhüterinnen-Talent. Ihr Vorbild? Manuel Neuer. Dazu passt: In ihrem ersten Bundesligaspiel 2020 kam sie einst als Feldspielerin rein.
Sie riss sich im ersten EM-Spiel gegen Polen (2:0) das Innenband im linken Knie und ist trotzdem das Aushängeschild: Giulia Gwinn. Die 26-Jährige ist Kapitänin, Social-Media-Star und Buchautorin. 700.000 Followern zählt sie auf Instagram.
Im Mai 2025 erschien ihr Buch „Write your own story: Mein Weg vom Bolzplatz in die Weltspitze“. Parallel zu ihrer Karriere studiert Gwinn Sportmanagement und interessiert sich für Mode und Tiere.
Mindestens genauso kurios wie ihre Rote Karte im Viertelfinale ist ihr Ritual vor jedem Spiel: Die Betreuer oder der Zeugwart legen Kathrin Hendrich eine Banane mit einer kleinen Botschaft auf den Platz. Wie es dazu kam, ist ebenso unklar wie einst ihre Wahl der Nationalität.
Die 33-Jährige wurde in Eupen geboren und hätte auch für Belgien spielen können, entschied sich aber mit ihrer Familie früh für Deutschland. Nebenbei bereitet sie sich mit einem Fernstudium der Bildungswissenschaften auf das Leben nach dem Fußball vor.
Zur EM-Vorbereitung nach Herzogenaurach reiste Franziska Kett verspätet an, weil die Abiturfeier noch anstand. Auf die anschließende Abireise mit ihren Mitschülern verzichtete sie dann – für die 20-Jährige ging es stattdessen mit dem DFB-Team in die Schweiz.
Kein schlechter Deal für die Spielerin, die in der Vergangenheit so oft verletzt war, die Saison als Außenstürmerin begann und als Linksverteidigerin beendete. Aus Interviews hört man heraus, dass sie eine echte Niederbayerin ist.
Mit gerade einmal 14 Jahren zog sie aus dem Elternhaus aus, um ihren großen Traum zu verfolgen – und das mit Erfolg. Inzwischen ist Sophia Kleinherne nicht nur eine Bundesliga-Spielerin, sondern auch eine gestandene Nationalspielerin. Zudem war es ihr wichtig, „mir nach dem Abitur ein zweites Standbein aufzubauen”, schilderte die 25-Jährige einst.
Gesagt, getan. Kleinherne begann ein Fernstudium im Bereich Sportmanagement und war bei der Bundeswehr tätig. Als Hauptgefreite und Zeitsoldatin gehört sie dort der Sportfördergruppe an.
So lange wie Rebecca Knaak musste keine andere Spielerin auf ihr DFB-Debüt warten. 2015 wurde sie schon einmal nominiert, kam aber nicht zum Einsatz. Das änderte sich erst diesen Februar, fast zehn Jahre später. Für ihre Karriere nach der aktiven Zeit als Fußballspielerin hat die 29-Jährige bereits ein Fundament geschaffen...
Sie studierte erst Psychologie in Köln und schloss das Studium mit dem Bachelor ab. Anschließend absolvierte sie ein Masterstudium in Sportwissenschaft an der Universität Freiburg. Übrigens: Mit Ex-Nationalspieler Turid Knaak ist sie nicht verwandt.
Sarai Linder hat sich gegen Frankreich am Sprunggelenk verletzt und fällt für das Halbfinale aus. Wie die beste Behandlungsmethode aussieht, weiß sie womöglich selbst am besten. Die 25-Jährige bekam im Mai ihr Zertifikat als staatlich anerkannte Physiotherapeutin.
 In einem vereinseigenen Interview beim VfL Wolfsburg verriet Linder bereits, dass sie sich gut vorstellen kann, nach ihrer Karriere in diesem Bereich zu arbeiten, beispielsweise in der Inneren Medizin in einem Krankenhaus oder in einer orthopädischen Praxis.
Carlotta Wamser ging als Ersatz für Kapitänin Gwinn in die EM, wurde ins kalte Wasser geworfen und machte ihre Sache – trotz eines Platzverweises im letzten Gruppenspiel – sehr gut. Auch sie wanderte vom Angriff in die Abwehr und hat vor allem eines: auffällig viel Energie.
 „Sie könnte auch zwei Partien an einem Tag spielen”, scherzte Eintracht Frankfurts Trainer Niko Arnautis einmal über sie. Nach dem Turnier wechselte die studierte Betriebswirtin, die zudem eine Grundausbildung bei der Sportfördergruppe der Bundeswehr absolviert hat, nach Leverkusen.
Die deutsche Vizekapitänin, Janina Minge, ist seit der Verletzung von Gwinn die Chefin auf dem Rasen und ausgebildete Polizistin. Die Süddeutsche Zeitung bezeichnete sie deshalb als „Deutschlands torgefährlichste Polizistin”.
Bis vor zwei Jahren übte die 26-Jährige, begeisterte Nintendo-Switch-Zockerin, noch beide Berufe aus und war gerne auf Streife unterwegs. Seit ihrem Wechsel zum VfL Wolfsburg ist sie bei der Polizei freigestellt und hat sich im DFB-Team von einer Ersatzspielerin zur Stammkraft entwickelt.
Elisa Senß ist eine echte Leaderin. Zunächst wurde sie nach ihrem Wechsel zu Bayer Leverkusen 2022 zur Kapitänin ernannt. Mittlerweile geht die 27-Jährige bei Eintracht Frankfurt voran. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten und arbeitete in einer Unfallklinik. „Das hieß für mich, von acht bis 18 Uhr in der Praxis zu sein und von da aus direkt zum Training zu fahren”, berichtete sie dem kicker. Nun liegt der Fokus voll auf dem Sport.
Nach dem Abitur absolvierte sie eine Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten und arbeitete in einer Unfallklinik. „Das hieß für mich, von acht bis 18 Uhr in der Praxis zu sein und von da aus direkt zum Training zu fahren”, berichtete sie dem kicker. Nun liegt der Fokus voll auf dem Sport.
Sara Däbritz ging mit einem persönlichen Highlight in das Turnier. Ende Juni heiratete sie ihren langjährigen Lebensgefährten Lukas Dotzler. Die 30-Jährige zählt zu den erfahrensten Spielerinnen im deutschen Mittelfeld und ist die einzige im Kader, die mehr als 100 Länderspiele aufweist.
Als Deutschland 2013 zuletzt die EM gewann, war Däbritz, die Wirtschaftspsychologie studiert hat, bereits dabei. Ab 2019 verdiente sie in Frankreich ihr Geld. Zunächst drei Jahre in Paris, dann ebenso lange in Lyon. Nun heuert sie bei Real Madrid an.
Auch neben dem Sport ist im Leben von Klara Bühl einiges los. Ein großes Hobby der Flügelspielerin ist das Häkeln. So hat sie unter anderem Waru und Ottienne, die deutschen Maskottchen für die WM und für Olympia, gehäkelt.
Im Juni brachte Bühl außerdem ein Buch heraus, das besonders für Leseanfängerinnen und -anfänger geeignet sein soll. "Mein Weg zur Fußball-Nationalspielerin" heißt es. Wenn Bühl gerade nicht häkelt oder Bücher schreibt, treibt sie ihr Fernstudium Medienmanagement voran.
Obwohl Jule Brand auf Instagram inzwischen mehr als 470.000 Follower verzeichnet und in den sozialen Medien sehr aktiv ist, ist über ihr Privatleben nur wenig bekannt.
Die 22-Jährige fokussiert sich aktuell nur auf den Fußball und fährt damit sehr erfolgreich - in Zukunft bei Olympique Lyon. In Zukunft möchte sie sich jedoch ein weiteres Standbein aufbauen. Geplant ist ein Fernstudium im Fach Sportwissenschaft.
Im Kindesalter galt sie als eines der größten Tennistalente des Landes, dann entschied sie sich für den Fußball: Sjoeke Nüsken, die Spielerin mit dem wohl außergewöhnlichsten Vornamen des ganzen Teams.
Die 24-Jährige studierte Bauingenieurwesen an der Hochschule RheinMain und reichte 2023 ihre Bachelorarbeit ein. „Ich habe viele Klausuren geschrieben, ohne bei einer einzigen Vorlesung gewesen zu sein”, erzählte sie einmal der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung”. Nach ihrer Karriere möchte Nüsken als Bauingenieurin arbeiten.
Wer sich fragt, wie Sydney Lohmann zu ihrem Vornamen kam, erhält eine recht simple Antwort. Ihre Eltern waren von einer Australien-Reise fasziniert und entschieden sich, ihre Tochter nach der Stadt Sydney zu benennen. Die 25-Jährige hatte in ihrer Karriere schon viel Pech mit Verletzungen und hat ein Fernstudium in Sozialer Arbeit absolviert.
 „Ich wollte mal etwas anderes als Sport und Fußball kennenlernen”, begründete sie in einem Interview auf der Website ihrer Hochschule. Aber ihr vielleicht größter Skill: Sie kann eine Flasche Bier mit der Ferse öffnen.
„Klein, aber oho“ – diese Redensart trifft auf niemanden besser zu als auf Linda Dallmann. Mit 1,58 Metern ist die 30-Jährige die Kleinste im deutschen Team – und zugleich die Stärkste. Ihr Faible für Fitness brachte ihr den Spitznamen „Stahlmann“ ein. Dass sie Sport- und angewandte Trainingswissenschaft studiert hat, kam ihr offenbar zugute.
Sie nutzte ihr Wissen aus Theorie und Praxis. Sie wuchs in einer Großfamilie auf. Mit vier Brüdern und zwei Schwestern begann sie in Omas Garten mit dem Fußball. Da war Platz, "und es gab sehr viel, was wir kaputtschießen konnten", erzählte sie einmal. Als Spielmacherin sind ihre Dribblings gefürchtet.
Sie ist in gewisser Weise Spielertrainerin, weil sie in der Hallenfußball-Liga Baller League das Team „Las Ligas Ladies” managte. Doch ihr eigentlicher Arbeitgeber kommt offensichtlich nicht zu kurz. Selina Cerci wurde in der vergangenen Saison Torschützenkönigin der Bundesliga.
In 20 Spielen für die TSG Hoffenheim erzielte sie starke 16 Tore. Und das, obwohl sie harte Jahre hinter sich hat. Im März 2022 riss sie sich das Kreuzband und fiel mit kurzer Unterbrechung fast zwei Jahre aus. „Ich bin eine Person, die eigentlich immer positiv denkt. Das hat mir in dieser Zeit sehr geholfen. Es war dennoch nicht einfach“, sagt Cerci, die eine Vorliebe für Trash-TV hat.
Mit 20 Jahren ist sie das Küken im Kader. Ihren letzten Geburtstag wird sie gut in Erinnerung haben. Damals erzielte Cora Zicai, eine Sportsoldatin, ihr erstes Länderspieltor - und das bei ihrem Debüt in der Nationalmannschaft.
Die Tochter einer bulgarischen Mutter und eines afrikanischen Vaters gilt ohne als eines der größten deutschen Talente. Als Vorbilder bezeichnet Zicai Jamal Musiala und Caroline Graham Hansen. Nach der EM verlässt sie ihre Heimatstadt Freiburg und schließt sich dem VfL Wolfsburg an.
Ist keine Stammspielerin, mit ihrer coolen und selbstbewussten Art aber sehr beliebt: Laura Freigang. Ihre analoge Fotokamera hat die 27-Jährige immer in der Tasche, eine Mischung aus Fußball und Studium ist dazu gefunden.
2016 ging sie mit einem Stipendium in die USA und lernte an der Pennsylvania State University Kommunikationswissenschaften und Psychologie. Derzeit studiert sie Sportwissenschaft an der Uni Frankfurt. Mit ihrer neuen Heimat identifiziert sie sich so sehr, dass sie sich sogar die Telefonvorwahl 069 tätowieren ließ.
Ist eine Spätstarterin und feierte ihr Debüt im Nationalteam erst mit 26 Jahren, was bittere Gründe hatte. Als Teenagerin brach sich Giovanna Hoffmann das Wadenbein, litt anschließend unter hartnäckigen Hüftschmerzen und riss sich 2020 das Kreuzband.
Während dieser Zeit fand sie Kraft im Glauben und begann, die Bibel zu lesen. Auch ein Jurastudium hat Hoffmann bereits abgeschlossen. Zeitweise arbeitete sie als wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Kriminologie und Wirtschaftsstrafrecht an der Universität Freiburg.
Neben ihrer Fußballkarriere hat die 27-Jährige ein Studium im Wirtschaftsingenieurwesen und unter anderem ein Praktikum in einem Ingenieurbüro in ihrer Vita stehen. Doch nicht nur das ist überaus vorzeigbar, gleiches gilt für ihre Zeit im Nationaldress.
In 79 Länderspielen traf Lea Schüller, die mit Italiens Nationalspielerin Martina Piemonte zusammen ist, stolze 54 Mal. Der Begriff „es schüllert” in Anlehnung an die Torjäger-Legende Gerd Müller ist längst etabliert. Schüller war zudem die erste Profifußballerin auf dem Cover der deutschen Vogue. Dort erzählte sie, dass sie an Endometriose erkrankt ist.
So ticken die deutschen EM-Heldinnen privat
Drama, Krimi, Wahnsinn. Aus deutscher Sicht war das Viertelfinale der vorläufige EM-Höhepunkt. Nach Rot und Rückstand kämpfte sich die DFB-Elf in Unterzahl zurück in die Partie: Sjoeke Nüsken traf zum Ausgleich, Ann-Katrin Berger wurde zur Heldin im Elfmeterschießen. Der Titeltraum lebt, der Hype in Deutschland wird immer größer. SPORT1 stellt die deutschen EM-Heldinnen vor.
@IMAGO/Eibner