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Diese Dopingfälle sorgten für Chaos

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Das Gefühl, von Dopingsündern betrogen und um die verdiente Freude über eine Medaille gebracht zu werden, kennt Nadine Kleinert zu Genüge. Insgesamt 13 Mal (!) bekommt die Kugelstoßerin nachträglich eine Medaille anerkannt, die ihr zuvor verwehrt worden war. Sie ist damit sozusagen die Weltmeisterin im Medaillen-Umtauschen
Doch auf großer Bühne nachträglich geehrt wird Kleinert nie. Stattdessen bekommt sie die Plaketten per Päckchen mit der Post zugeschickt. Kein Ausgleich für das Gefühl, direkt nach dem Wettkampf auf dem Podium zu stehen
Aber auch in anderen Sportarten erhalten Athleten ihre Medaillen aufgrund von Dopingsündern erst im Nachhinein. SPORT1 zeigt Fälle, die für Chaos und Verwirrung sorgten
OLYMPIA 1988, BEN JOHNSON: Der wohl prominenteste Dopingfall der Leichtathletik ereignet sich bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul. Der kanadische Sprinter Ben Johnson gewinnt das 100-m-Finale mit der Weltrekordzeit von 9,79 Sekunden - und damit vor seinem großen Widersacher Carl Lewis, der 9,92 Sekunden schnell ist
Doch zwei Tage später wird Johnson des Dopings überführt. Die Urinprobe enthält Spuren eines Steroids. Somit darf sich doch der US-Amerikaner Lewis als "schnellster Mann der Welt" bezeichnen. Johnson gesteht, bereits seit 1981 gedopt zu haben und verliert auch den Weltmeistertitel von 1987 an Lewis. Kurios: Das Stanozolol, das zur Aberkennung seiner Goldmedaille 1988 führt, will Johnson aber niemals eingenommen haben
TOUR DE FRANCE 1996, BJARNE RIIS: Riis ist bislang der einzige Skandinavier, der die Tour de France gewinnen konnte. 2007 gibt er jedoch öffentlich zu, mit EPO, Cortison und Wachstumshormonen gedopt zu haben. Zu diesem Zeitpunkt ist das Doping aber bereits verjährt - die achtjährige Frist für eine Aberkennung des Tour-Titels ist abgelaufen
Somit wird Riis weiterhin offiziell als Sieger der Tour von 1996 geführt. Ansonsten hätte übrigens Jan Ullrich, der bei seiner ersten Tour Zweiter wurde, davon profitiert. Ihm wird jedoch ebenfalls vorgeworfen, zu dieser Zeit gedopt zu haben - was er bislang bestreitet
TOUR DE FRANCE 1999-2005, LANCE ARMSTRONG: Siebenmal trägt der US-Amerikaner Lance Armstrong bei einer Tour das Gelbe Trikot. Zwischen 1999 und 2005 ist er das Maß aller Dinge. Allerdings wird er vom Weltradsportverband UCI 2012 wegen Ermittlungen der US-Antidopingagentur nachträglich gesperrt und muss alle seine nach dem 1. August 1998 gewonnenen Titel abgeben
In der Talkshow der US-amerikanischen Moderatorin Oprah Winfrey gibt Armstrong 2013 schließlich selbst zu, als Radsportler gedopt zu haben. Für die Jahre 1999 bis 2005 gibt es somit keinen Sieger der Frankreich-Rundfahrt
OLYMPIA 2000, ALEXANDER LEIPOLD: Der Freistil-Ringer Leipold gewinnt bei den Olympischen Spielen 2000 mit einem klaren Sieg die Goldmedaille. Allerdings ist er sie schon drei Tage später wieder los. Der Titel "Olympiasieger" wird ihm aberkannt, da in seinem Blut das Zehnfache des Erlaubten des Stoffes Nandrolon gefunden wird. Das Problem: Das Dopingverfahren weckt einige Zweifel
So hat der Stoff Nandrolon dem Ringer keine Wettkampfvorteile gebracht. Trotzdem wird Leipold für ein Jahr gesperrt. Da das Verfahren jedoch in der Schwebe hängt, darf sich der Ringer wieder als Sieger der Olympischen Spiele 2000 in Syfney bezeichnen, nicht aber als Olympiasieger. Auch die Goldmedaille behält sein Finalgegner, der US-Amerikaner Brandon Slay
MARION JONES: 2000 ist das Jahr von Marion Jones. Bei den Olympischen Spielen in Sydney holt sie über 100 m, 200 m und mit der 100-Meter-Staffel Gold. Doch im Oktober 2007 räumt Jones ein, gedopt zu haben - und zwar bereits 2000. Sie muss alle Medaillen zurückgeben
Die Goldmedaille im 100-m-Lauf wird aber nicht neu vergeben, da auch die Zweitplatzierte, die Griechin Ekaterini Thanou (r.), kurz vor den Olympischen Spielen 2004, wegen Dopings gesperrt worden ist
OLYMPIA 2004, TYLER HAMILTON: Nachdem Hamilton sich zwischen 1999 und 2003 als Edelhelfer von Lance Armstrong einen Namen gemacht hat, erringt er beim Einzelzeitfahren in Athen selbst die Goldmedaille. Jedoch wird er positiv auf Blutdoping getestet. Da die B-Probe aber nicht mehr verwendbar ist, behält Hamilton die Medaille vorerst.
Doch 2012 ist es schließlich soweit: Hamilton gesteht als Zeuge in den Ermittlungen gegen Armstrong, dass er selbst gedopt hat und seine Goldmedaille zurückgeben will. Auch das IOC führt ihn seitdem nicht mehr als Olympiasieger
ROBERT FAZEKAS: Der Ungar gewinnt das Diskuswurf-Finale bei den Olympischen Sommerspielen 2004. Doch danach verweigert Fazekas den obligatorischen Dopingtest und versucht sogar, seinen Urin durch fremden Urin zu ersetzen. Damit ist er nach den Regeln des IOC des Dopings überführt und Virgilijus Alekna der neue Olympiasieger
LUDGER BEERBAUM auf GOLDFEVER: Da freut er sich noch, doch wenig später wird Ludger Beerbaums Pferd Goldfever positiv auf die verbotene Substanz Betametashon getestet. Laut Beerbaum ist diese durch eine Salbe, mit der eine Verletzung behandelt worden ist, in den Blutkreislauf seines Pferdes gelangt. Von bewusstem Doping will der deutsche Reiter nichts wissen
Doch im September 2005 werden Beerbaum und Goldfever endgültig disqualifiziert und müssen zusammen mit den restlichen Teammitgliedern die Goldmedaille abgeben. Stattdessen gibt es Bronze
ADRIAN ANNUS: Und auch ein Hammerwerfer muss seine Goldmedaille nach den Olympischen Spielen 2004 wieder abgeben. Der Ungar Adrian Annus verweigert zweimal die Doping-Kontrolle und muss seinen Sieg somit dem Japaner Koji Murofushi überlassen. Es gibt Hinweise darauf, dass die abgegebenen Proben nicht alle von Annus selbst stammen - daraufhin wird er für zwei Jahre gesperrt
TOUR DE FRANCE 2006, FLOYD LANDIS: Der US-Amerikaner kann seinen Tour-Sieg nur kurz genießen. Denn bereits drei Tage später kommt raus, dass Landis positiv auf Testosteron getestet wurde. Landis bestreitet dies zunächst und versucht die erhöhten Werte mit Alkoholkonsum, den Cortisonspritzen für seine Hüftprobleme und den Medikamenten für seine Schilddrüsenunterfunktion zu erklären
Nach einem Verfahren erkennt der Weltradsportverband UCI Landis den Titel schließlich ab und ernennt den Spanier Oscar Pereiro (im Bild) zum Sieger. Auch der Spanier wird bei dieser Tour positiv auf Salbutamol getestet, kann aber ein Attest für ein Asthmamittel, in dem der Wirkstoff enthalten ist, vorweisen
TOUR DE FRANCE 2010, ALBERTO CONTADOR: Dem Spanier wird der Sieg 2010 aufgrund des Funds von Clenbuterol wieder aberkannt und Andy Schleck nachträglich zum Sieger ernannt. Contador selbst bestreitet, gedopt zu haben
Später erklärt er, ein von einem Helfer in Spanien gekauftes Stück Fleisch sei verseucht gewesen.Trotzdem wird Contador mit einer zweijährigen Doping-Sperre belegt und neben dem Tour-Titel wird ihm auch der Sieg beim Giro d'Italia 2011 aberkannt
Diese Dopingfälle sorgten für Chaos
Das Gefühl, von Dopingsündern betrogen und um die verdiente Freude über eine Medaille gebracht zu werden, kennt Nadine Kleinert zu Genüge. Insgesamt 13 Mal (!) bekommt die Kugelstoßerin nachträglich eine Medaille anerkannt, die ihr zuvor verwehrt worden war. Sie ist damit sozusagen die Weltmeisterin im Medaillen-Umtauschen
@Getty Images