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Australian Open: Hyeon Chung und Tennys Sandgren im Check

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Er war die größte Sensation der Australian Open 2018: Tennys Sandgren (26) räumte in Melbourne einen Favoriten nach dem anderen aus dem Weg. Im Viertelfinale verabschiedete sich der Weltranglisten-96. gegen den zweiten großen Shootingstar des Turniers
Hyeon Chung gilt zwar schon seit einigen Jahren als vielversprechendes Talent. Der absolute Durchbruch ließ beim 21-jährigen Südkoreaner aber noch auf sich warten. Bei den Australian Open platzte der Knoten jetzt endgültig
Das bekam in der Runde der letzten 16 Melbourne-Rekordchampion Novak Djokovic leidvoll zu spüren - im Halbfinale wartet womöglich Roger Federer. SPORT1 stellt die beiden Nobodys vor, die die Tennis-Welt in Down Under auf den Kopf stellen
"Er war wie eine Wand. Beeindruckend. Er hat sich den Sieg verdient", lobte Djokovic seinen jungen Gegner nach der 6:7, 5:7, 6:7-Niederlage. Der Serbe fightete um jeden Punkt, aber Chung war fast immer einen Schritt schneller
Keine Frage: Der Südkoreaner lieferte im Achtelfinale das Match seines Lebens ab. Nach dem verwandelten Matchball übermannten ihn die Emotionen. "Es ist eine Ehre, gegen Novak zu spielen. Als ich klein war, habe ich versucht, ihn zu kopieren. Er war mein Idol", gestand Chung im Sieger-Interview
Vor zwei Jahren sah die Tennis-Welt noch anders aus: Das erste und zuvor einzige Duell gegen Supertalent Chung gewann der "Djoker" in der ersten Runde der Australian Open 2016 noch problemlos mit 6:3, 6:2, 6:4
Zwei Jahre später darf sich nur noch Chung Hoffnungen auf den Titel machen. Dessen Markenzeichen: die auffällige Brille. Aufgrund einer Sehschwäche verzichtet er auf dem Court nie auf diese Eigenanfertigung
Seinen Siegeszug begann der Südkoreaner in der ersten Runde gegen die deutsche Nummer drei Mischa Zverev. Der große Bruder von Shootingstar Alexander Zverev musste beim Stand von 2:6, 1:4 völlig entkräftet aufgeben
Zwei Runden später wurde der zurückhaltende Südkoreaner, der aufgrund seiner Brille den Spitznamen "Professor" trägt, dann endgültig zum Zverev-Schreck, als er auch Deutschlands größte Tennis-Hoffnung "Sascha" Zverev in fünf Sätzen aus dem Weg räumte
Die deutsche Nummer eins führte zwar mit 2:1-Sätzen, brach gegen den unglaublich konstanten Chung dann aber ein. Im zweiten Duell gegen Chung setzte es die zweite Niederlage für den Weltranglistenvierten
Dabei liegt der ein Jahr jüngere Deutsche ganze 54 Ränge vor Chung. Doch wieder einmal verabschiedete sich Zverev in der ersten Woche eines Grand Slams, während "Professor" Chung weiter die Erfolgswelle ritt und nach dem Sieg gegen Idol Djokovic erstmals in seiner Karriere das Viertelfinale bei einem Major erreichte
Dort traf der Südkoreaner auf die Sensation dieses Jahres, Tennys Sandgren. Den US-Amerikaner mit dem kuriosen Vornamen hatten im Vorfeld wirklich nur die absoluten Insider auf dem Zettel. Als Weltranglisten-97. schaffte er gerade so den direkten Sprung ins Hauptfeld
Doch noch einmal zurück zu Sandgrens verrückter Biografie: Der 26 Jahre alte Tennis-Profi heißt tatsächlich Tennys - und stammt obendrein auch noch aus dem US-Staat Tennessee. Kein Witz. Sein Name hat aber nichts mit seiner Sportart zu tun
Sandgrens Eltern nannten ihn nach seinem Urgroßvater, einem Sohn schwedischer Einwanderer. Und in Skandinavien kam der Name Tennys oder Tenny damals häufig vor. Dazu waren seine Eltern zwar keine Tennis-Profis, aber durchaus Hobbyspieler und fanden den Klang des Namens gut
Mittlerweile macht Sandgren oder seine Mutter selbst Scherze über seinen seltenen Vornamen. "Gut, dass Baseball nicht unsere Lieblingssportart war, sonst würde er jetzt Bat heißen", witzelte die Mutter einst in einem Interview
Talent für Tennis hatte Tennys auf jeden Fall, vielleicht auch wegen des Vornamens. Mit 19 Jahren entschied sich Sandgren für eine Profi-Karriere, trat seitdem aber vor allem bei kleineren Turnieren in den USA an und schaffte es nie weiter als bis auf Platz 85 im Ranking
Der Franzose Jeremy Chardy, einst Weltranglisten-25., rechnete sich in der ersten Runde in Melbourne dementsprechend gute Chancen gegen den US-amerikanischen Nobody aus, der bis zu den Australian Open erst zwei Siege auf der ATP-Tour gefeiert hatte
Aber nicht mit Tennis-Tennys aus Tennessee: mit 6:4, 7:6, 6:2 machte der Außenseiter kurzen Prozess und legte den Grundstein für seine unglaubliche Siegesserie
Es folgte der erste Mega-Coup: In Runde zwei wartete mit dem Australian-Open-Champion von 2014, Stanislas Wawrinka, der erste ganz große Name auf Sandgren. Der Schweizer feierte nach sieben Monaten Verletzungspause wie Djokovic sein Comeback auf der ATP-Tour, war dabei aber noch deutlich von seiner Top-Form entfernt
Das nutzte der Underdog erbarmungslos aus, führte den dreimaligen Grand-Slam-Sieger beim 6:2, 6:1, 6:4 phasenweise vor...
...und erspielte sich so ein Drittrunden-Duell mit der deutschen Grand-Slam-Überraschung Maximilian Marterer. Sangren gab gegen den 22-jährigen Franken zwar seinen ersten Satz im Turnierverlauf ab, setzte sich dank seiner Routine dann aber in vier Sätzen durch. Der Achtelfinal-Einzug war perfekt, schon das eine Sensation
In der Runde der letzten 16 waren die Rollen dann klar verteilt: Für den Österreicher Dominic Thiem, Nummer fünf der Welt und einer der Geheimfavoriten auf den Titel in Melbourne, hätte das Duell mit No-Name Sandgren nur eine Pflichtaufgabe sein sollen
Spätestens nach der 2:1-Satzführung für den krassen Außenseiter war aber auch Thiem klar: Dieses Spiel läuft nicht in den zu erwartenden Bahnen. Der Österreicher glich zwar noch nach Sätzen aus...
...den entscheidenden Durchgang holte sich aber Sandgren, der zuvor nie über die erste Runde eines Grand Slam Turniers hinaus gekommen war. Dementsprechend perplex reagierte der 26-Jährige auch auf seinen Coup: "Es fühlt sich nicht real an, aber wenn ihr alle da seid, ist es wahrscheinlich kein Traum"
Der Underdog zeigte trotz fast vier Stunden Spielzeit einfach keine Ermüdungserscheinungen - und verriet danach sein Fitness-Geheimnis: "Ich versuche so viel zu schlafen, wie es irgendwie geht“
In die Sandgren-Mania mischten sich nach dem Coup gegen Thiem aber auch kritische Töne: Es entstand eine pikante Diskussion um seine politische Einstellung. Seine Twitter-Aktivitäten machen den Eindruck, dass er rechtsextreme Ansichten haben könnte oder zumindest schätzt
Wie märchenhaft die Erfolgsgeschichten von Chung und Sandgren sind, zeigt sich besonders deutlich bei einem Blick auf ihre bisherigen Ergebnisse auf der ATP-Tour
Der Südkoreaner, der mit 13 Jahren seine Heimat verließ, um an der Akademie von Tennis-Guru Nick Bolletieri in Florida zu trainieren, gewann erst im November bei der inoffiziellen U21-WM sein erstes ATP-Turnier
Sein bislang bestes Grand-Slam-Ergebnis feierte er bei den French Open 2017, als er bis in die dritte Runde vorstieß
Sandgrens bestes Ergebnis bei einem Major-Turnier war die Erstrundenteilnahme in New York im Vorjahr, wo ihm der Kroate Marin Cilic eine Lehrstunde verpasste. Bei den Australian Open hatte der 26-Jährige vor diesem Jahr noch nicht einmal die Qualifikation fürs Hauptfeld geschafft
Australian Open: Hyeon Chung und Tennys Sandgren im Check
Er war die größte Sensation der Australian Open 2018: Tennys Sandgren (26) räumte in Melbourne einen Favoriten nach dem anderen aus dem Weg. Im Viertelfinale verabschiedete sich der Weltranglisten-96. gegen den zweiten großen Shootingstar des Turniers
@Getty Images
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