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FC Bayern München: Das Protokoll der Trainersuche

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Jupp Heynckes hat den Bayern zugesagt, Carlo Ancelotti zu beerben. "Ich wäre zu keinem anderen Verein der Welt zurückgekehrt, aber der FC Bayern München ist eine Herzensangelegenheit für mich", sagte der 72-Jährige. SPORT1 hat die Trainersuche des deutschen Rekordmeisters protokolliert
DIENSTAG, 26. SEPTEMBER: Vor dem Abflug zum Champions-League-Spiel bei Paris Saint-Germain gibt sich Karl-Heinz Rummenigge optimistisch. "Ich kenne unsere Mannschaft, die ist in solchen Spielen hochgradig motiviert und konzentriert. Ich bin überzeugt, dass wir etwas mitnehmen können", sagt der Bayern-Boss
"Haben Sie Angst, gefeuert zu werden, falls Paris gewinnt?", fragt ein nigerianischer Journalist Carlo Ancelotti am Abend bei der Pressekonferenz und sorgt damit für Erheiterung im Auditorium. Ancelotti reagiert amüsiert. "Ich denke nicht. Es ist noch früh in der Saison", sagt er
MITTWOCH, 27. SEPTEMBER: Matchday. Die Bayern-Bosse erfahren beim Frühstück, dass Ancelotti Arjen Robben, Franck Ribery und Mats Hummels auf die Bank, Jerome Boateng sogar nur auf die Tribüne setzen will. Rummenigge versucht Ancelotti umzustimmen, doch der bleibt stur
Bei der Besprechung vor der Abfahrt ins Stadion heftet Ancelotti vor der versammelten Mannschaft lediglich ein Blatt mit der Startelf an die Wand und verschwindet kommentarlos. Entsprechend groß ist der Frust der Aussortierten
Ancelottis Maßnahmen gehen krachend daneben, Neymar und Co. spielen die überforderte Münchner Defensive teilweise schwindelig und gewinnen 3:0
Nur wenige Bayern stellen sich danach den wartenden Journalisten. Auf die Frage, ob das Team noch hinter dem Trainer stehe, antwortet Robben zweideutig: "Die Frage werde ich nicht beantworten."
Beim Bankett im Teamhotel kurz nach Mitternacht herrscht eisige Stimmung. Rummenigge wird bei seiner Rede deutlich: "Ich glaube, es war eine ganz bittere Niederlage. Eine Niederlage, über die es auch zu sprechen gilt. Die es zu analysieren gilt und aus der wir auch in Klartext-Form Konsequenzen ziehen müssen"
Nacht zum Donnerstag: Die Bosse diskutieren bis 3.30 Uhr über die sportliche Krise und entscheiden sich schließlich, den Trainer zu entlassen. „Ich habe vier Stunden geschlafen. Sie können sich vorstellen, dass die Köpfe geraucht haben heute Nacht", berichtet Hoeneß am nächsten Tag
DONNERSTAG, 28. SEPTEMBER: Noch während die Mannschaft auf dem Rückflug nach München ist, berichtet "Sport Bild" über eine Krisensitzung und einen möglichen Ancelotti-Rauswurf. Der Italiener selber will nach der Landung am Mittag nichts zu seiner Zukunft sagen: "Kein Kommentar"
Um kurz nach 15 Uhr vermelden mehrere Medien die Trennung als perfekt. Um 15.45 Uhr gibt der FC Bayern dann offiziell Ancelottis Ende als FCB-Coach bekannt.
"Die Leistungen unserer Mannschaft seit Saisonbeginn entsprachen nicht den Erwartungen, die wir an sie stellen. Das Spiel in Paris hat deutlich gezeigt, dass wir Konsequenzen ziehen mussten", erklärt Rummenigge
Schnell wird Thomas Tuchel als Topkandidat gehandelt. Schon am Nachmittag kommt es zur ersten Kontaktaufnahme. In einer Telefonkonferenz mit Hoeneß und Rummenigge stellt Tuchel allerdings Bedingungen. Die Gespräche werden in den folgenden Tagen fortgeführt, Tuchel fliegt sogar nach München, wo er eine Wohnung besitzt
Abends tritt Hoeneß dann bei einem Kamingespräch eines Büromöbelherstellers im westfälischen Siegen auf. Und erklärt den für alle überraschenden Wechsel auf der Trainerposition...
"Der Verein sah eine Entwicklung schon seit einigen Wochen und Monaten, die nach unten ging, auch das wäre nicht so schlimm gewesen. Aber die Tatsache, dass der Trainer aus meiner Sicht in den letzten Tagen noch einmal fünf wichtige Spieler - Coman ja auch - auf einen Schlag gegen sich gebracht hat, das hätte er nicht durchgestanden"
Einmal in Fahrt, legt Hoeneß nach: "Du kannst als Trainer nicht deine prominentesten Spieler als Gegner haben. Ich habe in meinem Leben einen Spruch kennengelernt: Der Feind in deinem Bett ist der gefährlichste, und deswegen mussten wir handeln."
FREITAG, 29. SEPTEMBER: Ancelotti verabschiedet sich an der Säbener Straße von den Spielern. "Es war sehr emotional", berichtet Hummels. Beim ersten Training unter Imterimscoach Willy Sagnol herrscht wieder bessere Laune auf dem Trainingsplatz
Auf der Pressekonferenz am Nachmittag weicht Sportdirektor Hasan Salihamidzic den meisten Fragen aus: "Wir brauchen einen Trainer, der für alle die Probleme, die wir haben, eine Lösung findet. Das ist zu diesem Zeitpunkt keine einfache Aufgabe. Aber wir werden sicher eine gute Lösung finden."
SAMSTAG, 30. SEPTEMBER: Das Team macht sich nach dem Abschlusstraining auf den Weg nach Berlin, wo Quartier im Regent Hotel in Mitte bezogen wird. Während die Bosse schweigen, werden in den Medien neben Tuchel weitere Kandidaten gehandelt.
Allen voran Julian Nagelsmann und Jürgen Klopp, die aber beide wegen ihrer laufenden Verträge nicht sofort zur Verfügung stehen würden. Oder Sagnol, wenn es in Berlin gut läuft
SONNTAG, 1. OKTOBER: Sagnol lässt das Bankquartett von Paris wieder in der Startelf ran, nach 49 Minuten steht es 2:0 für Bayern. Doch Hertha kommt zurück, das Spiel geht 2:2 aus. Sagnol ist damit als Übergangslösung aus dem Rennen
MONTAG, 2. OKTOBER: Von morgens bis abends sitzen Hoeneß, Rummenigge und Salihamidzic an der Säbener Straße zusammen und diskutieren über mögliche Kandidaten.
Nagelsmann und Klopp scheiden als Sofortlösung aus, bei Tuchel überwiegen immer mehr die Zweifel - auf beiden Seiten. Stattdessen werden Interimsvarianten diskutiert: Ottmar Hitzfeld, Mehmet Scholl - und Jupp Heynckes
Ex-Coach Pep Guardiola nutzt die Länderspielpause zu einem Kurzbesuch in München und feiert auf dem Oktoberfest mit Mitarbeitern des FC Bayern. Dort trifft er auch Rummenigge und stößt mit den Kollegen Ralph Hasenhüttel (RB Leipzig) und Markus Weinzierl an, der ebenfalls als Bayern-Kandidat gehandelt wird
DIENSTAG, 3. OKTOBER: Am Feiertag trifft sich Hoeneß mit Guardiola zum Mittagessen in einem italienischen Restaurant in der Maxvorstadt. "Das war ein rein freundschaftliches Treffen. Aber natürlich haben wir uns auch fachlich ausgetauscht", berichtet der FCB-Präsident abends beim Spiel der Bayern-Basketballer
"Das war ein rein freundschaftliches Treffen. Aber natürlich haben wir uns auch fachlich ausgetauscht", berichtet der FCB-Präsident abends beim Spiel der Bayern-Basketballer
Hoeneß weiter: "Ich habe ihm auch gesagt, wen wir in den nächsten Tagen präsentieren - und da war er einverstanden." Zur gleichen Zeit erhält SPORT1 die Information, dass die Trainersuche beendet ist - den Namen will der Informant aber nicht verraten
MITTWOCH, 4. OKTOBER: Die meisten Medien legen sich nach Hoeneß‘ Aussagen auf Tuchel fest. Derweil berichten italienische und spanische Quellen von Gesprächen der Bayern mit Barcelonas Ex-Coach Luis Enrique.
Der Champions-League-Sieger von 2015 ist ebenfalls vereinslos und stünde zur Verfügung, spricht aber kein Deutsch
Währenddessen sind die Gespräche mit Heynckes weit fortgeschritten. Bei einem Treffen wird der 72-Jährige, der seine Karriere eigentlich 2013 nach dem Triple-Sieg mit Bayern beendet hatte, von Hoeneß, Rummenigge und Salihamidzic um ein erneutes Comeback beim Rekordmeister gebeten
"Bayern-Hammer! Comeback von Triple-Jupp", meldet die "Bild"-Zeitung exklusiv um kurz nach 23 Uhr. Der "kicker" zieht nach und berichtet über weit fortgeschrittene Gespräche mit Heynckes. Eine Bestätigung ist um diese Uhrzeit nicht mehr zu bekommen
DONNERSTAG, 5. OKTOBER: Die Rückkehr des Trainer-Oldies konkretisiert sich. Wie SPORT1 erfährt, sind die Verhandlungen weit fortgeschritten, nur noch Details seien zu klären. Unter anderem die Frage des Co-Trainers.
Denn Heynckes' langjähriger Assistent Peter Hermann hat noch einen laufenden Vertrag bei Zweitliga-Spitzenreiter Fortuna Düsseldorf
Am Mittag meldet sich Heynckes in der "Rheinischen Post" zu Wort und bestätigt die Gespräche. Von einer Einigung will er aber nichts wissen...
"Es ist noch nichts klar oder in trockenen Tüchern. Ich muss das Ganze zunächst mal analysieren. Schließlich sind viereinhalb Jahre vergangen, seit ich bei Bayern aufgehört habe, und der Fußball hat sich weiter verändert."
Scheitert der Deal also doch noch und Bayern muss sich nach einem Plan C umschauen? Beim FC Bayern geht man nicht davon aus und rechnet mit der Bekanntgabe der Verpflichtung von Heynckes bis zum Wochenende
FREITAG, 6. OKTOBER: In Düsseldorf ist man vom sich anbahnenden Verlust von Co-Trainer Hermann nicht begeistert. "Es ist noch nichts klar. Fakt ist, dass wir im Verein noch darüber sprechen müssen", sagt Trainer Friedhelm Funkel zu SPORT1
Hermann selbst gibt zu verstehen, dass er seinem Freund Heynckes gerne "etwas zurückgeben" möchte. UM 15.44 Uhr schließlich hat Bayerns Trainersuche ein Ende
Der FC Bayern gibt zu diesem Zeitpunkt die Verpflichtung von Heynckes bis Sommer 2018 bekannt."Wir sind Jupp sehr dankbar, dass er uns als Cheftrainer zugesagt hat. Er ist zum jetzigen Zeitpunkt der ideale Trainer für den FC Bayern", wird Rummenigge in der Pressemitteilung des Klubs zitiert
Neben Hermann Gerland wird Heynckes auch Peter Hermann assistieren. "Wir haben ein Ergebnis erzielt, mit dem alle Seiten zufrieden sein können", sagt Düsseldorfs Boss Robert Schäfer. "Ich bedanke mich im Namen des gesamten Vereins bei Peter Hermann für sein Engagement und seine Verdienste um die Fortuna"
Über die Zeit ab Sommer 2018 hat man sich dagegen nach SPORT1-Informationen noch keine konkreten Gedanken gemacht. Auch Julian Nagelsmann ist aktuell (noch) kein Thema. Fortsetzung folgt dann spätestens im Sommer 2018
FC Bayern München: Das Protokoll der Trainersuche
Jupp Heynckes hat den Bayern zugesagt, Carlo Ancelotti zu beerben. "Ich wäre zu keinem anderen Verein der Welt zurückgekehrt, aber der FC Bayern München ist eine Herzensangelegenheit für mich", sagte der 72-Jährige. SPORT1 hat die Trainersuche des deutschen Rekordmeisters protokolliert
@SPORT1-Grafik: Getty Images/ Picture Alliance/ Bild.de/Zimmermann
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